Dexter: kein glorreicher Abgang für den sympathischen Serienkiller


Normalerweise schreibe ich ja keine Kritiken über Serien. Nachdem ich jetzt aber acht großartige Staffeln mit dem wohl sympathischsten Serienkiller aller Zeiten miterleben durfte, habe ich einfach das Bedürfnis meine Eindrücke und Meinung hier zu präsentieren. Damit geht es jetzt hier um Dexter. Viel Spaß beim Lesen!

Was muss eine gute Serie vor allem schaffen? Richtig, den Zuschauer binden. Das hat Dexter in meinem Fall und vor allem überraschenderweise auch bei meiner Freundin wunderbar hingekriegt. Fragte sie sich anfangs noch, was ich mir jetzt schon wieder für einen Mist anschaue, war sie es, die jeden Abend fragte, ob wir denn weiterschauen wollen. So haben wir beinahe im Rekordtempo alle 8 Staffeln angesehen und wurden am Ende leider soweit enttäuscht, dass wir uns sehnlichst eine neunte Staffel wünschen.

Aber worum geht es überhaupt? Um Dexter. Dexter ist der namensgebende Serienmörder, der ironischerweise auch noch bei der Polizei von Miami als Blutspurenanalyst tätig ist. Als ob das noch nicht genug wäre, arbeitet auch noch seine Schwester Debra als Polizistin im gleichen Department und auch sein Ziehvater war Polizist. Aber Dexter ist kein normaler Serienmörder. Durch ein dramatisches Erlebnis in seiner Kindheit verspürt Dexter immer wieder den Drang zu töten. Sein Ziehvater Harry erkannte den Drang aber sehr früh und lenkte ihn in seine bestimmte Richtung. Dieser Kodex lehrte Dexter nicht nur äußerst umsichtig vorzugehen und sich nicht erwischen zu lassen, sondern auch seinen Drang für das „Gute“ einzusetzen. So macht Dexter ausschließlich Jagd auf Mörder, die dem Justizsystem durch die Lappen gegangen sind. Er ist sozusagen ein dunkler Racheengel der Selbstjustiz. Das alles versucht Dexter unter dem Deckmantel eines „normalen“ Lebens zu verstecken und so kommt es immer wieder zu zwischenmenschlichen Konflikten, denn Gefühle und menschliches Verhalten sind Dexter fremd.

Diese Story verpackt die Serie in mehrere kleine und große Fälle. So kommt es, wie in Krimiserien typisch, beinahe in jeder neuen Folge zu einem neuen Fall, den Dexter aufklären muss und der ihn meistens zu seinem neuen Opfer führt. In jeder Staffel bekommt es Dexter dabei meistens mit einem anderem Serienmörder zu tun, den er dann im Verlauf der jeweils 12 Folgen auf den Fersen ist. Klingt zwar sehr typisch aber Dexter schafft es, diese gewohnte Struktur sehr abwechslungsreich und interessant zu präsentieren. Es kommt auch kaum zu Passagen, in denen man das Gefühl hat die übergreifende Story würde nicht weitererzählt werden. So passiert in jeder Folge etwas, dass auch die allumfassende Geschichte des Serienkillers weitererzählt. Dadurch entsteht ein wirklich hervorragender Fluss, der dafür sorgt, dass man kaum aufhören kann weiterzuschauen.

Solche eine Serie lebt natürlich von seinen Darstellern. Allen voran sicherlich Michael C. Hall in der Rolle von Dexter. Und was soll ich sagen? Der Mann hat’s einfach drauf. Egal ob es seine inneren Dialoge sind, in denen er sich mit seinem eigen Monster auseinandersetzt oder sich über das merkwürdige Verhalten der Menschen um ihn herum wundert, Hall schafft es, Dexters emotionslose, berechnende Art jederzeit unterhaltsam auf den Bildschirm zu zaubern. Auch wenn er sich von Staffel zu Staffel immer mehr wandelt und seine menschliche Seite entdeckt, geschieht das glaubhaft und mit sehr viel Charme präsentiert. Das liegt vor allem aber auch daran, dass dieser Dexter unglaublich gut geschrieben ist.

Aber auch seine Kollegen, wie die andauernd fluchende und super durchtrainierte Jennifer Carpenter in der Rolle der Schwester Debra, Lauren Vélez als ehrgeizige und mit allem Wassern gewaschene Polizeichefin Maria LaGuerta oder David Zayas als liebenswerter Detective Angel Batista oder… Ach alle aufzuzählen würde zu lange dauern. Obwohl, einer muss aber noch gesondert genannt werden, C. S. Lee als perverser Laborfreak Vincent Masuka. Jeder seiner Auftritte ist extrem lustig und er zählt für mich neben Dexter und seiner Schwester Debra mit zu den größten Gallionsfiguren der Serie. Fakt ist allerdings, alle spielen ihre Rollen wirklich gut und so sind mir die einzelnen Charaktere beim Verfolgen der Serie sehr ans Herz gewachsen.

Umso mehr fällt dieses, ich muss es einfach so sagen, beschissene Ende ins Gewicht. Wer hat sich diesen Bockmist ausgedacht? Mir fallen dutzende mögliche Enden ein, glückliche, sowie auch tragische. Dass kein Happy End zu erwarten ist, war klar und sogar wünschenswert. Aber das hier? NEIN! So darf man mit Figuren, die man über Jahre hinweg aufgebaut hat einfach nicht abtreten lassen. Ich möchte hier natürlich nicht zu viel spoilern, aber was hier in der letzten Folge hingerotzt wurde, ist kein würdiger Abschluss. Es ist eigentlich gar kein richtiger Abschluss. Es gibt viel zu viele lose Enden. Lieb gewonnene Figuren treten in einer Art und Weise ab, wie sie es einfach nicht verdient haben. Als ob jemand neues, der nichts mit Serie am Hut hatte, das Drehbuch übernommen hat und meine „Fuck It! I don’t evem know who these people are. Who cares?“ Ich weiß es scheint zwecklos, aber bitte, BITTE macht noch eine weitere Staffel und bringt es ordentlich zu Ende!

So Frust von der Seele geschrieben, weiter geht’s. Und zwar mit der Technik. Was mir an Dexter am besten gefallen hat ist die Location und die damit verbundene musikalische Untermalung. Da Dexter im von Kubanern überfluteten Miami speilt, werden diese Einflüsse jederzeit spürbar. Ich selbst habe ja kubanische Wurzeln und ich habe mich immer wieder über die Musik, den Flair und die tollen Anspielungen gefreut. Klar ist das sehr subjektiv, aber wer auf Tropenfeeling steht, wird hier auf jeden Fall seinen Spaß haben. Darüber hinaus weiß die Serie auf jeden Fall dank der hochwertigen Produktion zu überzeugen. Vor allem aber an den Tatorten und entstellten Leichen sieht man das FSK 18 Logo auf jeden Fall an. Technisch und filmisch hat mich Dexter auf jeden Fall überzeugt.

Es fällt schwer die Eindrücke von 8 Staffeln mit je 12 Folgen, die jeweils 60 Minuten Laufzeit haben in einem Test zusammenzufassen, der nicht grenzenlos ausufert. Daher kann ich auf genaue Facetten der Story oder der Charaktere gar nicht eingehen, ohne dass dabei zu viel verraten wird. Zusammenfassend bleibt nur zu sagen, dass Dexter eine Serie ist, die meiner Meinung nach zu den Serien gehört, die man unbedingt gesehen haben muss! Nur die letzte Folge hinterlässt einen äußerst bitteren Nachgeschmack, der leider haften bleibt. Davon abgesehen, ich hatte sehr viel Spaß Dexter bei seinen Jagden zu begleiten. Er hinterlässt nun eine große Lücke an unserem Fernsehabend, die so schnell nicht gefüllt werden wird.

Pro:
+ sympathischer Antiheld
+ lustige innere Dialog, über das seltsame Verhalten der „normalen“ Menschen
+ humorvoll präsentierte, sehr spannende Geschichte
+ Charaktere, die einem ans Herz wachsen
+ glaubhafte und durchweg gute schauspielerische Leistungen
+ tolles karibischen Feeling mit grandiosen Soundtrack
+ hochwertige Produktion

Kontra:
- Dexter verliert mit jeder Staffel etwas von seiner distanzierten, berechnen Art
- kleine Logiklücken in späteren Staffeln (Dexter macht seltsame Fehler)
- absolut unbefriedigendes Ende (SO DOCH NICHT!!)

Wertung: 9/10


Das Ende verhagelt die perfekte Wertung. Über kleinere Logiklücken und einem menschlicher werdenden Dexter kann ich hinwegsehen, zumal alles in der Story verankert ist. Wenn dann aber in der letzten Folge alles über den Haufen geworfen wird und es zu keinem befriedigenden Abschluss kommt, dann hinterlässt das einen ganz bitteren Beigeschmack, der sich leider nicht so leicht entfernen lässt.

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