Dishonored – Die Maske des Zorns: leider etwas kurz geratener Schleichspaß




Schon als ich den ersten Trailer zu Dishonored gesehen habe, habe ich mich in dieses Spiel verliebt. Dabei wurde vom eigentlichen Spiel eigentlich so gut wie gar nichts gezeigt. Aber das Setting, die Atmosphäre und die Idee, die schon im Trailer klar ersichtlich wurde, hatten mich sofort fasziniert und so verschlang ich gespannt jede noch so kleine Information, welche ich zu diesem Titel finden konnte und steigerte dadurch meine Vorfreude. Nur werden zu große Erwartungen leider meistens enttäuscht… Wie schön, dass dies hier nicht der Fall ist.

Für alle die bis jetzt noch nichts von Dishonored gehört haben, hier ein kurzer Überblick. Man spielt als königliche Leibwache Corvo Attano, was ganz nebenbei ein wunderbarer Name für einen Protagonisten ist. Dieser wird von der Königin ausgesandt um ein Mittel gegen eine immer schlimmer werdende Rattenplage und eine damit verbundene Seuche zu finden. Als er schließlich zu Beginn des Spiels mit schlechten Nachrichten heimkehrt, wird auch noch die Königin vor seinen Augen getötet, die junge Prinzessin entführt und er dafür zum Tode verurteilt. Natürlich kann er sich mit Hilfe des Widerstandes befreien und hilft eben diesen nun ihre Pläne umzusetzen und begibt sich auf einen persönlichen Rachefeldzug. Nebenbei wird auch noch die Quelle der Rattenpage ausfindig gemacht.

Soweit so gut. Die Story bildet eine solide Grundlage, welche leider nicht wirklich sehr gut ausgenutzt wird. So wird der Spieler leider nur von Attentat zu Attentat geschickt ohne wirklich je einen Grund zu erfahren, warum diese Person nun so furchtbar wichtig sein soll. Bei einigen Opfern verstehe ich das Ganze noch, da diese bei der Ermordung der Königin vor Ort waren und es klar ist, dass sie am Komplott beteiligt sind. Bei anderen fehlt aber völlig der Bezug zum eigentlichen Ziel völlig. So soll man zum Beispiel ein gewisse Dame verschwinden lassen, welche zwar die Geliebte eines der Drahtzieher ist. Aber warum muss denn die Geliebte sterben?!?! Oder zwei Lords welche wirklich nur in diesem einem Level eine Rolle spielen und nicht wirklich in die ganze Story eingebunden sind. Die erzählerischen Schwächen sind echt schade und man hätte sich mehr Zeit nehmen sollen, diese Figuren tatsächlich in die ganze Geschichte besser zu integrieren. So baut sich keine Verbindung zu den Opfern auf und es wirkt einfach nur willkürlich. Auch sieht man die Storywendung schon viel zu schnell kommen. Ebenso schade ist, dass das Ende zu schnell erreicht ist und viele wichtige Punkte nur über kleine Bilderchen und ein zwei gesprochenen Sätzen zu Ende gebracht werden. Auch hier hätte man sich mehr Zeit lassen sollen. Allerdings motivieren die durch den Chaosfaktor bestimmten verschiedenen Enden und vielen Lösungswege zum erneuten durchspielen, will man den elegantesten Weg finden.

Aber viel wichtiger als Story ist tatsächlich das Gameplay. Und das ist ganz einfach fantastisch. Dem Spieler sind so gut wie keine Grenzen gesetzt. Will man sich einfach durch die Gegner kämpfen, gerne. Oder geht man lieber leise, langsam und behutsam vor, dann machen Sie das doch. Allerdings wird die Spielweise über den Chaosfaktor „bewertet“, welcher sich auf das Ende und die Spielwelt auswirkt. Wird man oft entdeckt und tötet einfach alles und jeden hat man mit einem hohen Chaosfaktor und somit mit einem düsteren Ende und mehr Gegnern zu leben. Wer dagegen schleicht und Gegner lieber nur bewusstlos macht und dann in einer dunklen Ecke versteckt, damit sie niemand findet, wird mit einem besseren Ende und einer weniger bedrohlichen Spielwelt belohnt (Das Spiel kann ohne einen getöteten Gegner abgeschlossen werden!!). Außerdem dehnt sich so die Spielzeit, da man echt vorsichtig vorgehen muss. So kann der Spieler aber auch viel tiefer in die Spielwelt eintauchen und mehr der hervorragenden Atmosphäre aufsaugen, denn jede Wache hat etwas interessanten zu sagen. Und es gibt beinahe unendlich viele Möglichkeiten sein Ziel zu erreichen, sehr schön!! Weiterhin runden die vom Outsider (einer Art Gottheit) verliehenen Kräfte das eh schon schön freie Gameplay perfekt ab. So kann man sich teleportieren, die Zeit verlangsamen, in den Körper von Ratten, Fischen, später auch anderer Menschen schlüpfen und vieles mehr. Über Runen, welche in der Welt gefunden werden können, werden diese Kräfte freigeschaltet und aufgerüstet. So kann der Spieler den Charakter ganz nach seinen Vorlieben und seiner Spielweise anpassen. Dadurch wird das Gameplay noch variabler und offener.

Grafisch gehört das Spiel nicht zu den Besten. So sind manche Texturen schwach aufgelöst und die Figuren, vor allem die Hände, sehen nicht immer ganz zeitgetreu aus. Aber die Spielwelt ist wunderschön designt und auch die Figuren sind alle wunderbar modelliert und einzigartig. Einzig die Wachen sind alle geklont. Es wird, vor allem dank der sehr glaubhaften Spielwelt, eine wunderbare tiefe Atmosphäre erzeugt. Vor allem die Innenräume sind extrem detailreich eingerichtet. Wenn man zum Beispiel auf einen Maskenball unterwegs ist, wird dies ganz deutlich. Auch unterscheiden sich die einzelnen Abschnitte optisch und somit auch atmosphärisch voneinander, was das ganze Erlebnis noch abwechslungsreicher macht.

Ich könnte noch viel mehr zu diesem Titel sagen, da er einfach großartig ist, allerdings möchte ich hier auch nicht endlos rumlabern. Daher bleibt nur noch zu sagen, dass die leider etwas oberflächliche Story durch das aber sehr komplexe Gameplay  und die wunderbare Spielwelt, eher wenig ins Gewicht fällt und auch für mich der einzig wahre Kritikpunkt ist (neben der kurzen Spieldauer). Dishonored ist vor allem etwas Neues, Frisches und sticht daher positiv aus dem ganzen Einheitsbrei der nur noch produziert wird super hervor. Daher kann ich nur eine 100%ige Kaufempfehlung für diesen Titel aussprechen.

Pro:
+ unglaublich dichte und packende Atmosphäre
+ tolle Idee für eine Story
+ völlige spielerische Freiheit
+ tolle Kräfte, welche die Spielweise einwandfrei unterstützen
+ originelle Spielwelt, welche hoffentlich noch häufiger besucht werden darf
+ abwechslungsreiche, weitläufige Orte
+ hoher Widerspielwert, aufgrund unzähliger Lösungswege und verschiedener Enden

Kontra:
- Story leider nur oberflächlich erzählt
- keine wirkliche Verbindung zu Opfern
- schwach erzähltes Ende
- kurze Spieldauer
- teils schwache Texturen
- Teleport-Kraft etwas zu stark

Wertung: 9/10

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