Trackmania Turbo: Höher, Weiter, Schneller


Wenn ich an mein Studium zurückdenke, muss ich auch unweigerlich an den Free-To-Play Titel Trackmania Nations denken. Die rasanten Fahrten haben mich und meine Kommilitonen durch zahlreiche zähe Vorlesungen und Pausen gebracht. Das unglaubliche Tempo und verrückten Strecken haben einfach einen riesen Spaß gemacht. Trackmania Turbo ist nun der erste Teil der Serie, für den ich tatsächlich gekaut habe, auch weil es auf der PS4 immer noch an guten Racern fehlt. Ist das Spiel aber sein Geld wert und macht es genauso viel Spaß wie damals? Finden wir es heraus!

Die Zehntel-Sekunde


Am grundlegenden Spielprinzip hat sich nichts geändert. Ihr brettert mit atemberaubendem Tempo über waghalsige Strecken und versucht eure Bestzeit immer weiter zu verbessern. So bietet euch die Single-Player Kampagne insgesamt 200 Strecken, die ihr nach und nach durch Medaillen freischaltet. Natürlich werden die Strecken dabei immer herausfordernder. Auch für das Freischalten neuer Strecken reicht es anfangs lediglich die Bronzezeit zu schlagen. Später müsst ihr auf allen Strecken die Gold-Medaille freischalten. Und genau in diesem Moment beginnt die ab und zu frustrierende Jagd nach der Zehntel-Sekunde.

Ihr müsst Strecken regelrecht auswendig lernen, Lenkmanöver exakt timen und ein bisschen Glück gehört auch dazu, um diese Ziele auch zu erreichen. Erfolgsrausch und Frust liegen hier sehr eng beieinander. Mehr als einmal konnte ich mich geradeso zusammenreißen und verhindern, dass der Controller im Fernseher landet.

Häppchenweise Abwechslung


Die Strecken teilen sich in 4 Gebiete auf: Canyon Grand Drift, Valley Down & Dirty, Rollercoaster Lagoon und International Stadium. Canyon Drift und das Stadium gehören zu meinen Favoriten. Rollercoaster Lagoon kann zwar mit den verrücktesten Strecken aufwarten, steuert sich für mich aber am schlechtesten. Denn in jedem der Gebiete bekommt ihr einen anderen fahrbaren Untersatz. Im Canyon dürft in Nascar-Fahrzeugen eure Driftkünste unter Beweis stellen. Im Valley geht es mit dem Buggy auf Offroad-Pisten. Die Lagune bietet euch Achterbahnfahrten mit Magnetschienen und Loopings und im Stadium fahrt ihr mit den altbekannten Formel-Wagen über futuristische Kurse.

Was ich schade finde, ist, dass ihr die einzelnen Gebiete nur nach und nach freischaltet und nicht frei zwischen ihnen wählen könnt. Ihr müsst immer im Canyon anfangen, schaltet dann die Lagune frei, kommt als nächstes zur Achterbahn und dürft am Ende ins Stadium. Jedes Paket bietet euch dabei 10 Strecken. Ich hätte es besser gefunden alle 40 Strecken auf einmal freigeschaltet zu bekommen, um die Reihenfolge, in der ich die Strecken angehe will, selbst festzulegen.

Fahren am Limit


Denn das Fahrgefühl schwankte in meinen Augen ziemlich stark zwischen den verschiedenen Renn-Kategorien. Vor allem wenn es Offroad geht, kommt die digitale Steuerung an ihre Grenzen. Ihr wollt nach links. Drückt nach links. Je länger ihr nach links drückt, umso härter nehmt ihr die Kurve. Das Problem ist, dass man vor allem Offroad teilweise auch weiche, analoge Lenkeinschläge braucht, um kurz zu korrigieren, was hier nur bedingt möglich ist. Die Steuerung wirkt auf festen Asphalt einfach direkter, präziser und zuverlässiger. Das macht im Kontext natürlich auch Sinn. Aber gerade bei dem hohen Geschwindigkeiten, ist es im Valley oder der Lagune kaum möglich noch angemessen zu reagieren. Das steigert den Frust.

Trotzdem muss im Gesamten sagen, dass sich Trackmania Turbo hervorragend spielt. Das Geschwindigkeitsgefühl ist enorm. Es braucht nicht lange um ein Gefühl für die Fahrzeuge zu bekommen und es macht verdammt viel Spaß die eigene Bestzeit zu jagen.

On- und Offline Chaos


Vor allem aber der Multiplayer dürfte für viele Trackmania-Spieler das Hauptaugenmerk sein. Großer Pluspunkt? Es gibt einen lokalen Multiplayer für bis zu vier Spieler! Sich mit Freunden an einer Konsole packende Rennen zu liefern ist richtig spaßig und gehört für mich in jedes Rennspiel. Dazu kommt der spaßige Double-Driver Modus, bei dem zwei Fahrer ein Fahrzeug steuern. Da ist Ärger vorprogrammiert!

Auch Online lässt Trackmania zu Muskeln spielen. Bis zu 100 Spieler können gleichzeitig an einem Rennen teilnehmen. Natürlich seht ihr die anderen lediglich als Geister auf der Strecke und jeder versucht für sich allein die Bestzeit zu erzielen. Dieser Drang immer schneller zu werden, verstärk sich meiner Meinung nach sogar noch, wenn man gegen echte Rivalen fährt. Aber alleine dieser Moment, wenn 100 Leute zu Beginn des Rennens auf die Strecke losdonnern und die Hälfte am ersten Hindernis hängen bleibt, ist unbezahlbar. Dazu ist die Verbindung jederzeit stabil und zuverlässig. So gehört sich das!

Mach’s dir selbst


Neben den 200 vordefinierten Strecken bietet Trackmania Turbo natürlich noch einen umfangreichen Streckeneditor. Wer will kann sich neue Strecken auch per Zufallsgenerator erstellen lassen. Dabei ist es merkwürdigerweise echt spannen, dem Generator beim Austüfteln der neuen Strecken zuzusehen.

Aber auch wenn ihr selbst Hand anlegen wollt, gibt euch der Generator umfangreiche Tools in Hand. Streckenteile zusammenstellen, Terrain anpassen oder Dekoration verteilen. Alles ist mit dem Editor möglich.

Dank einer aktiven Community sollte auch genügend Nachschub an neuen Strecken vorhanden.

Spaß für die Augen


Auch grafisch kann Trackmania Turbo überzeugen. Die verschieden Strecken sind mit sehr viel Liebe zum Detail designt. Überall findet ihr auffällige Reklame-Tafeln, Vegetation und allerhand sonstige Hindernisse. Auch die vier Fahrzeuge sind detailreich modelliert und können durch verschiedene Lackierungen ein personalisiert werden.

Der größte Pluspunkt ist aber definitiv, dass das Spiel jederzeit mit flüssigen 60 FPS läuft. Das ist bei dem Tempo aber auch bitter nötig.

Grafisch habe ich an Trackmania Turbo gar nichts auszusetzen.

Grauen für die Ohren


Abzüge gibt es aber beim Sound. Während die Fahrzeuge gar nicht so schlecht klingen, ging mir der Soundtrack schon nach kürzester Zeit auf die Nerven. Dieser spielt sich vor allem dann in Vordergrund wenn ihr euch auf einer Strecke besonders schlecht oder gut anstellt, um euch extra zu puschen. Leider besteht der Soundtrack dabei nur aus recht nervigen Elektro-Sounds, die so gar nicht meinen Geschmack treffen. Zudem wiederholt er sich zu schnell. Klar, ist das wieder ein sehr persönlicher Kritikpunkt, aber für mich ist der Soundtrack nichts!

Fazit


Trackmania macht heute genauso viel Spaß wie damals. Durch die verschiedenen Gebiete und Fahrzeuge kommt zudem etwas Abwechslung ins Spiel. Schon alleine wird hier einiges an Umfang geboten, aber vor allem die großartigen On—und Offline-Multiplayer-Fahrten und der umfangreiche Streckeneditor machen Trackmania Turbo zu einem gelungenem Gesamtpaket. Nur solltet ihr bedenken, dass Frust und Temporausch hier sehr nah beieinander liegen und ihr den ein oder anderen Controller aufs Spiel setzen könntet. Wenn ihr eure Nerven im Griff habt, schlagt zu!

Pro:

Kontra:

+ unglaubliches Tempo

+ umfangreicher & motivierender Single-Player Content

+ abwechslungsreiche Areale
- … die leider nur bedingt frei wählbar sind
+ intuitive und direkte Steuerung
- … die Offroad aber teilweise zu ungenau ist
+ spaßiger Couch- und Online-Multiplayer

+ detailreiche Strecken

+ flüssige und farbenfrohe Darstellung


- nerviger Soundtrack


Wertung: 8,5 /10

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