Assassins Creed 3: Diese Templer sind aber auch überall!



Kennt ihr das? Ein neues Spiel wird angekündigt und man sofort Hoffnungen und Wünsche.  Ihr wollt, dass das Spiel eine bestimmte Story erzählt, dass Elemente verbessert, weggelassen oder vielleicht auch unangetastet bleiben. Als Assassins Creed 3 angekündigt wurde, was ja keine Überraschung, war mein erster Gedanke „Bitte, bitte, lasst mich als Desmond in der Zukunft spielen“. Tja das war wohl nichts. Nachdem erste Informationen bekannt wurden, war ich enttäuscht. Das Spiel habe ich deshalb zunächst vergessen. Später wiederrum als immer mehr Bilder dieser schönen Welt gezeigt wurden, lebte die alte Vorfreude wieder auf. Assassins Creed 3 ist größer, schöner und aufwendiger produziert als seine Vorgänger. Aber ist es auch besser?

Ich möchte mein Hauptproblem mit diesem Spiel gleich vorweg behandeln. Es spielt wiederrum nicht in der eigentlichen Zeit. Seit ich im zweiten Teil mehr Zeit als Desmond verbringen durfte, wollte ich diese Welt mit ihm erforschen. In Brotherhood kam sogar noch mehr Zeit hinzu und der Gedanke an ein Assassins Creed in der Moderne gefiel mir immer besser. Leider wurde daraus nichts. Assassins Creed 3 bietet zwar einige Stellen an denen ich mit Desmond spielen kann, aber diese weckten in mir nur noch mehr das Verlangen: „Lasst mich doch hier bleiben und weiterspielen! Ich will nicht wieder in den Animus!“. Wenn ich zum Beispiel mit Desmond auf der Spitze eines Wolkenkratzers stehe und mit dem Fallschirm auf ein benachbartes Dach springen, oder ich mich in Brasilien durch eine Menschenmenge an Wachen von Abstergo vorbeischleichen muss, zeigt mir das Spiel immer wieder wie schön doch ein modernen Szenario gewesen wäre. Das sind die Stellen, die ich am meisten genossen habe und die immer viel zu schnell vorbei waren. Die überflüssigen Anzeigen wann ein Feind angreift sind nicht vorhanden. Insgesamt sind keine Anzeigen mehr vorhanden. Wodurch das leider wieder viel zu leicht geratene Spiel auch gleich, wenn auch nur etwas, schwieriger wird, da man wirklich auf die Gegner achten muss und nicht über nicht übersehbare Blinkpfeile darauf aufmerksam gemacht wird, wann man die Konter-Taste zu drücken hat. Auch spielt Desmond hier endlich mal eine Rolle. Im mittlerweile fünften Spiel der Reihe ist er immer ein fester Bestandteil der Geschichte, aber nie wirklich des Geschehens gewesen und das stört mich irgendwie. Genauso wie die Tatsache, dass die Geschichte um Desmond so oberflächlich und zusammenhangslos zu Ende gebracht wird. Das hat der arme Kerl einfach nicht verdient!

Aber ist Assassins Creed 3 deswegen ein schlechtes Spiel? Ist Connor als Protagonist oder Amerika in Zeiten des Unabhängigkeitskrieges uninteressant? Auf gar keinen Fall! Von der eigentlichen Spieltiefe, der Mechanik und auch auf technischer Ebene ist AC3 der beste Teil der Serie. Erzählerisch ist es aber wiederrum ein zweischneidiges Brett. So beginnt AC3 extrem gut. Man übernimmt zunächst die Rolle von Haytham Kenway. Er ist auf den Weg in die britischen Kolonien auf dem amerikanischen Festland, weil sich dort einer der Tempel der ersten Menschen befinden soll. Wie bitte nicht Connor? Nein, Connor kommt erst später ins Spiel und das ist ein erzählerisch äußerst wertvoller Schachzug den die Jungs von Ubisoft da getätigt haben, denn das Verhältnis von Connor und Haytham spielt später noch eine äußerst wichtige Rolle, aber dazu möchte ich nichts verraten. Auch finde ich es sehr schön, dass das Spiel sich jedenfalls anfangs sehr viel Zeit lässt, um seine Charaktere und deren Motive einzuführen. So gehört sich das. So konnte ich jederzeit die Beweggründe nachvollziehen. Leider lässt das nach. So werden vor allem gegen Ende bestimmte Entscheidungen zu schnell getroffen. Da hätte Connor ruhig etwas länger mit sich hadern können. Vor allem das Ende wird so schnell und sprunghaft erzählt, dass ich etwas Enttäuscht war. Noch enttäuschter war ich nur vom eigentlichen Ende rund um Desmond und das bevorstehende Ende der Welt. Ich hatte das Gefühl, dass die Entwickler dann einfach fertig werden wollten (oder mussten) und sich dann einfach nicht mehr genau so viel Zeit wie am Anfang genommen haben. Viel verschenktes Potential. Auch war mir das kurz bevorstehende Ende der Welt völlig egal, weil ich zu keiner Zeit das Gefühl hatte, dass das wirklich eine Rolle spielt. Auch da wäre eine Geschichte in der moderne vielleicht effektiver gewesen.

Aber trotzdem erzählt AC3 eine überdurchschnittlich gute Geschichte. Was ich hier von mir gebe ist lediglich meckern auf sehr hohem Niveau. Aber auf diesem befindet sich das Spiel nun einmal und deswegen darf man dann auch schon einmal kleinlich werden. Connor ist durchaus ein interessanter und glaubhafter Charakter. Zwar erreicht er nie die persönliche Ausstrahlung eines Ezio (hat mir einfach besser gefallen), aber er funktioniert sehr gut als Protagonist. Auch der Unabhängigkeitskrieg als Szenario bietet genügend interessanten Stoff zum Erzählen. Auch schön, dass Ubisoft nicht direkt Partei ergreift. So ist es schön auch einmal zu hören, wie Shawn darüber philosophiert, ob es denn tatsächlich von Vorteil war, sich von der Krone zu lösen. Nur die indianischen Wurzeln hätten meiner Meinung nach noch ein bisschen mehr behandelt werden können. Aber alles in allem kann man mit Connor und der Story zufrieden sein.

Am Gameplay hat sich seit dem brillanten zweiten Titel nicht viel geändert. Wie für Assassins Creed typisch kommen immer ein paar neue Elemente hinzu, welche aber keinen wirklich großen Einfluss auf das eigentliche Spielgefühl haben. An Fassaden hochklettern hat schon im ersten Teil Spaß gemacht und das tut es auch noch in AC3. So kann Connor jetzt jagen gehen, Gegner als Gegenwicht benutzen um von Bäumen zu gleiten und so weiter. Schöner spielerischer Feinschliff, der sich wunderbar mit der Spielwelt vereint. Aber leider übernimmt AC3 auch die Probleme seiner Vorgänger. Das Klettern, auch das neue Freerunning in den Wäldern, sieht zwar schön aus, läuft aber wie auf Schienen und ist überhaupt nicht anspruchsvoll. Insgesamt ist das Spiel mal wieder etwas zu einfach. Das Jagen spielt eigentlich absolut keine Rolle. Ich kann Felle sammeln und verkaufen, Sachen in meiner kleinen Siedlung herstellen, um noch mehr Geld zu verdienen. Was mach ich mit dem Geld? Waffen kaufen, die ich eigentlich gar nicht brauche, weil auch das Anfangs-Equipment völlig ausreicht, um das ganze Spiel durchzuspielen. Das motiviert mich jedenfalls überhaupt nicht, weswegen ich nach einigen wenigen Jagdausflügen mich dann doch wieder eher auf die Story gestürzt habe. Eine willkommene neue Zutat sind aber die Seeschlachten. Die zwar voll gescriptet ablaufen, aber unglaublich Spaß machen und das eigentliche Klettern und Schleichen gekonnt auflockern.

In einem Punkt übertrumpf AC3 seine Vorgänger aber bei weitem, der Technik. Der Moment indem ich das erste Mal das riesige Grenzland betreten habe, konnte ich meinen Augen kaum trauen. Dieser Wald sieht fantastisch. Dichte Vegetation, wunderschöne Beleuchtung und ein Detailgrad der seines gleichen sucht. AC3 ist ein richtig schönes Spiel. Und da soll nochmal einer sagen auf der „alten“ Konsolengeneration kann man keine schönen Spiele darstellen. Ich fühle immer wieder bestätigt darin, dass Konsolen gegenüber PCs einen entscheidenden Vorteil haben. Spiele wie AC3 laufen auch noch auf einen fünf Jahre alten System und sehen wunderbar aus, während zwei Jahre alte Computer zu kämpfen hätten, das Spiel auch nur auf den niedrigsten Einstellungen ruckelfrei laufen zu lassen. Zwar kommt es hin und wieder zu kurzen Framerateverlusten aber die halten sich in Grenzen. Leider kann die Technik nur im Grenzland und in der dichten Vegetation wirklich glänzen. Die jungen amerikanischen Städte bieten kaum sehenswerte Architektur. Während in Teil eins noch hohe verzierte Türme, in Teil 2 der Dom von Florenz oder in Brotherhood der Vatikan richtige Blickfänge waren, fehlt es AC3 einfach an wahren Sehenswürdigkeiten. Überall stehen die gleichen, hübschen aber auch langweiligen, Backsteinhäuser und Kirchen. Auf Gebäude mit Wiedererkennungswert wartet man leider vergebens. Das alte Amerika bietet so etwas einfach nicht, deswegen kann man das schlecht den Entwicklern vorwerfen. Wieder ein Grund AC3 in die moderne zu verlegen.

Ich möchte diesen Test jetzt nicht noch weiter in die Länge ziehen. AC3 ist ein großes Spiel und ich konnte bei weitem nicht auf alles eingehen. Zum Multiplayer zum Beispiel möchte ich nur sagen, wer ihn bisher mochte, wird auch mit diesen zufrieden sein. Auch wenn mich einiges an AC3 stört, so muss ich gestehen, dass ich sehr viel Spaß beim Spielen hatte. Es ist sicherlich eines der besten Spiele des letzten Jahres und auch wenn nach dem Ende ein bitterer Beigeschmack vorhanden war. So habe ich jede Minute des Spiels genossen.

Mittlerweile ist ja auch schon viel über AC4 bekannt. Und wieder geht es nicht in die Moderne, sondern in die Vergangenheit…. WARUM?! Eigentlich bin ich mit AC langsam übersättigt, aber die Tatsache, das Havanna als Schauplatz unter anderem herhalten wird in Zusammenarbeit mit meinen kubanischen Wurzeln haben dann doch mein Interesse geweckt. Was haltet ihr davon? Wartet ihr mit Spannung auf den nächsten Titel? Was sind eure Wünsche für kommende Titel?

Pro:
- Charaktere gut und mit Zeit eingeführt
- solide Story mit interessanten Setting
- sehr schöne Technik (die vor allem im Grenzland zum Vorschein kommt)
- Verbesserung des eh schon guten Gameplays
- Größe und Umfang sind enorm (viele Nebenmissionen, Jagen, eigene Siedlung, etc.)
- Seeschlachten

Kontra:
- hätte mir AC in der Moderne mit Desmond als Protagonist gewünscht
- Erzählung gegen Ende zu schnell und ruckartig
- dämliches Ende der eigentliches Geschichte
- Jagd, Waffenkauf, etc. total sinnlos
- zu leicht

Wertung: 8 / 10

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