Die Filme von M. Night Shyamalan
spalten nicht nur die Gemüter, sie sind in meinen Augen entweder wirklich
richtig gut oder richtig schlecht. Mittelmaß kann der Mann nicht. Umso
spannender war es für mich, mir sein neuestes Machwerk Split anzusehen. Schafft
er es an Erfolge wie The Sixth Sense oder Signs anzuknüpfen oder erwartet uns
die nächste Gurke a la After Earth oder The Visit? Finden wir es heraus!
Zu viele Menschen für einen Körper
Split beginnt mit einer Entführung. Unser
Protagonist Kevin entführt die drei jungen Frauen Casey, Claire und Marcia.
Schnell wird den Mädchen klar, dass mit ihrem Entführer etwas nicht stimmt. Was
mit Selbstgesprächen beginnt, offenbart sich ganz schnell als gespaltene
Persönlichkeit. Von seiner Psychotherapeutin erfahren wir, dass sich wohl 23
Persönlichkeiten Kevins Körper teilen. Doch im Hintergrund lauert eine 24. Und
genau für diese 24. Persönlichkeit wurden die Mädchen entführt, als Futter.
Ohne zu sehr ins Detail zu gehen,
kann ich nur sagen, dass die Story dann doch noch die eine oder andere Wendung
vollzieht, die man nicht gleich kommen sieht. Denn der Ansatz der verschiedenen
Persönlichkeiten wird tatsächlich sehr interessant erzählt und mit einer sehr
schönen Idee gewürzt. Insgesamt wurde das Thema Schizophrenie sehr gut
thematisiert. Alleine solche Konzepte wie, alle Persönlichkeiten sitzen in
einem Stuhlkreis und da gibt es eine, die entscheidet, wer nun die Kontrolle übernimmt.
Oder auch die Tatsache, dass die Persönlichkeiten untereinander extrem
unterschiedliche Meinungen vertreten.
Und so entsteht eine
Kidnapper-Story, die weitaus mehr bietet als das übliche böser Entführer und
armes Opfer, was ich äußerst unterhaltsam fand. Wenn man es dann noch schafft,
den Film mit einer kleinen Abschlussszene in etwas viel Größeres zu verwandeln,
dann ist das schon eine Leistung!
Hut ab Mr. McAvoy
Das größte Lob geht aber an James
McAvoy, der es glaubhaft schafft etliche verschiedene Persönlichkeiten zu
verkörpern. Obwohl der Mann nur einen Körper und ein Gesicht hat, merkt man als
Zuschauer auf Anhieb, welche Persona nun am Drücker ist. Sei es der Entführer
Kevin, ein kleiner Junge oder ein extrovertierter Modedesigner, man kauft ihm
jede einzelne Persona ab. Was der Mann hier an schauspielerischer Bandbreite
zeigt, ist einfach großartig.
Neben ihm fallen die anderen
Rollen leider stark ab. Seine Therapeutin (gespielt von Betty Buckley) ist mir
konsequent genug und vor allem seine Opfer handeln nicht immer nachvollziehbar.
Man versucht vor allem der entführten Casey (gespielt von Anya Taylor-Joy) mehr
Tiefe zu geben, aber ihr Spiel konnte mich nie so richtig überzeugen. Mir waren
die entführen Mädchen schlicht und ergreifend egal. Und das ist in diesem Genre
nicht unbedingt ideal.
Dunkler Keller
Da der Film überwiegend in einem
verließartigen Keller spielt, ist auch die gesamte Inszenierung und die
grundlegende Stimmung des Films sehr düster geraten. Ein optisches oder gar
musikalischen Meisterwerk ist Split tatsächlich gar nicht. Muss er aber auch
nicht sein. Split wirkt sehr geerdet, greifbar und daher auch glaubhafter und
nachvollziehbarer. Vor allem gegen Ende wirkt diese realitätsnahe Inszenierung
echt Wunder.
Fazit
Split ist (zum Glück) mal wieder
ein Vertreter auf der positiven Seite von Shyamalans Filmen. Es braucht keine
Menschheit vernichtenden Winde oder abgestürzte Scientologen, um gute Filme zu
inszenieren. Alles was man braucht, ist ein überaus talentierter Schauspieler,
eine gute bis zum Ende durchdachte Idee und ein Finale, das genug erklärt um
zufrieden den Abspann zu betrachten und gleichzeitig Raum für Diskussionen
lässt. Ich bin wirklich gespannt, wie es nach Split weitergeht und kann ihn
euch hier definitiv empfehlen!
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