New Horizons ist das erste Animal Crossing Spiel, das ich bisher
ausprobiert habe. Und es hätte zu keinem besseren Zeitpunkt erscheinen können.
Denn was gibt es Schöneres als in Zeiten der Isolation auf die eigene einsame Insel
fliehen zu können? Eskapismus pur! Dabei ist Animal Crossing spielerisch nicht
einmal besonders anspruchsvoll und sogar recht repetitiv. Aber warum genau sich
so eine immense Sogwirkung aufbaut, erfahrt ihr in diesem Test. Viel Spaß!
Riesige Schuldenberge
New Horizons gibt euch eine minimale Rahmenhandlung. Ihr kommt auf eure
eigene, kleine Insel, mit nichts weiter als ein paar Zelten. Uns so beschäftigt
ihr euch zunächst mit Unkrautjäten, Käferfangen und Angeln. Baut so aber
auch nach und nach eure Insel weiter auf. Denn aus eurem Zelt wird langsam eine
echte Villa, es kommen mehr Nachbarn auf die Insel und am Ende könnt ihr sogar
ganze Berge und Flüsse nach eurem Belieben anpassen.
Jeder kleine Meilenstein, wie zum Beispiel das großartige Museum, in dem
eure gefangenen Käfer und Fische, sowie ausgegrabene Fossilien präsentiert werden,
motiviert dabei täglich euren Aufgaben nachzugehen. Denn für ALLES braucht ihr
Rohstoffe und vor allem richtig viel Geld! Der kleine Gierhals Tom Nook, der
euch freundlicherweise mit Krediten unterstützt, ist ja schon zum Meme geworden.
Schon sehr bald habt ihr einen riesen Schuldenhaufen, der nach und nach
abgezahlt werden will. Und kaum habt ihr euer Haus bezahlt, wird euch ein
Zusatzzimmer oder eine neue Brücke angeboten. Also geht es wieder von vorne los…
Buddeln, Angeln und Ernten
Damit kommen wir zu dem Punkt, der mich am meisten überrascht hat, die
Gameplay-Spirale. Im Grunde macht ihr im Spiel immer wieder das Gleiche.
Ihr erntet an Bäumen wachsende Früchte, sucht nach Fossilien, geht Angeln,
fangt Käfer und liefert das alles an irgendeiner Stelle auf eurer Insel ab. Da
könnte man doch denken, dass das sehr schnell langweilig wird. Seltsamerweise
ist das nicht der Fall. Ich habe das Spiel nun seit etwas mehr als zwei Wochen
und spiele weiterhin täglich mindestens eine Stunde. Diese tägliche
Aufgabenliste funktioniert einfach!
Was zur Motivation beiträgt ist, dass das Spiel tatsächlich in Echtzeit
abläuft. Spielt ihr Frühs, geht auch im Spiel die Sonne auf. Sagt man euch,
dass das neue Gebäude morgen fertig sein wird, dann ist es auch wirklich erst am
nächsten Tag fertig. Und somit fügt sich New Horizons sehr natürlich in euren Tagesablauf
mit ein. Mein Nachmittag? Nach Hause kommen und ab auf die Insel die Früchte
ernten und verkaufen! New Horizons weiß aber auch ganz genau, wie man den
Spieler bei Laune hält. Jeden Tag gibt es zufallsgenerierte, kleine Aufgaben
und größere Ziele zu verfolgen. Große und kleine Belohnungen werden regelmäßig
genug ausgeschüttet, um mich bei Laune zu halten.
Besonders gespannt bin ich auch auf die weitere Entwicklung. Wie gesagt,
New Horizons spielt sich in Echtzeit. Das betrifft auch die Jahreszeiten. So
spielen wir jetzt im Frühling. Das heißt, dass wir jetzt auch nur bestimmte
Lebewesen finden können. Andere tauchen erst im Sommer, Herbst oder Winter auf.
Man muss also mindestens ein echtes Jahr lang dranbleiben, um alles zu sehen.
Dazu kommen Events, wie der aktuelle Earth Day und bereits eingeführte
Erweiterungen, wie die neue Kunstsammlung im Museum. Wenn Nintendo hier
dranbleibt und fleißig nachliefert, gehen die Beschäftigungen sobald nicht aus.
Kreative Freiheiten
Was mich aber fast noch mehr fasziniert, sind die Möglichkeiten hier
wirklich MEINE ganz eigene Insel zu erschaffen. Das fängt damit an, dass ihr euer
Haus frei mit unzähligen Möbeln und Deko-Elementen gestalten könnt. Aber auch die
Insel selbst kann mit diversen Terraforming-Werkzeugen frei gestaltet werden. Wenn
man sich auf Youtube dazu ein paar Videos anschaut, ist es echt beeindruckend,
was mit den gegebenen Mitteln möglich ist. Sogar eigene Designs und Pixelgemälde
können erzeugt werden.
Diese Personalisierungsmöglichkeiten sind es, die mich aktuell am meisten
am Spielen halten. Ich möchte einfach immer etwas anpassen, ausbauen und
erweitern! Kaum hat man etwas fertiggestellt, kommt die nächste Idee und das
nächste Projekt wird angegangen.
Natürlich könnt ihr eure Spielfigur ebenfalls mit neuen Frisuren und Klamotten
ausstatten.
Viele kleine Komfort-Makel
An dieser Stelle darf ich aber nicht verschweigen, dass es auch einige
Dinge gibt, die wirklich nerven können.
Allen voran das Crafting. Ja, ihr könnt natürlich auch Rohstoffe sammeln
und daraus eigene Möbelstücke und Werkzeuge herstellen. An sich ist das
Crafting auch angenehm einfach und übersichtlich gestaltet. Nur fehlt mir
dringend eine Möglichkeit auch mehrere Dinge auf einmal herzustellen. Ihr wollt
zum Beispiel 10 Angelköder herstellen? Dann freut euch schon einmal darauf 10x
den Köder auszuwählen und 10x doppelt zu bestätigen, dass ihr den auch wirklich
herstellen wollt. Und ach ja, jeder einzelne Köder wird in einer Animation
erzeugt. Das nervt mit der Zeit extrem! Warum kann man nicht einfach sagen: „Mach
das 10x“ und dann läuft nur eine (oder besser, optional gar keine) Animation mehr
ab!
Dass Werkzeuge mit der Zeit kaputt gehen, kann ich anfänglich auch noch
verstehen. Aber gebt mir doch später die Möglichkeit unzerstörbare Werkzeuge
herzustellen oder teuer zu erwerben. Immerhin hat man später so viel zu tun, dass
ich nicht mehr dauernd zur Werkbank rennen will, um mir eine neue Axt zu
machen.
Dialoge in Geschäften oder im Museum wiederholen sich andauernd. Nach jedem
einzelnen Fossil, Fisch oder Käfer werden eine immer gleiche Animation und der
immer gleiche, schlechte Wortwitz eingeblendet. Das ist beim ersten Mal noch
charmant, nervt aber irgendwann nur noch!
Dass jede einzelne Frucht, jeder Ast und jedes einzelne Unkrautbüschel mit
einem einzelnen Tastendruck aufgenommen werden muss, geht mit der Zeit auch auf
die Finger.
Im Grunde sind es die vielen kleinen Komfort-Funktionen, die in Animal
Crossing fehlen. Dabei gibt es auf Reddit und Co wirklich schöne Konzepte diese
Probleme anzugehen. Da Nintendo mit einigen Updates schon nachgeliefert hat,
kann sich da auch noch etwas ändern. Zum aktuellen Zeitpunkt muss ich es aber
kritisieren.
Besonders ärgerlich ist aber auch, dass immer nur eine Insel pro Switch
existieren kann. Nutzt ihr eure Switch also mit einer anderen Person, müsst ihr
euch eine Insel teilen, selbst wenn ihr separate Konten verwendet. Will also
jeder seine eigene Insel gestalten, was ja einen großen Aspekt des Spiels
ausmacht, so braucht unweigerlich eine weiter Switch und NOCH eine Kopie des
Spiels. Auch ich habe meiner Frau deswegen eine neue Switch Lite gekauft…
Knuffig und bunt
Der Art-Style lässt sich mit den Adjektiven „knuffig“ und „bunt“ am besten
beschreiben. Dabei sieht das Spiel auf der Switch wirklich sehr schick aus. Der
Wind bläst durch das Laub an den Bäumen, die sanften Wellen am Strand und die
vielen kleinen Tierchen erzeugen ein fantastisches Gesamtbild.
Eure tierischen Nachbarn versprühen dabei ihren ganz eigenen Charme und
kommen alle mit ihren Persönlichkeiten daher. So habe ich auf meiner Insel zum
Beispiel eine Vogel-Gangster-Braut, einen Stier-Fitness-Freak oder eine
Möchtegern-Star-Maus. So komisch wie das klingt, sie alle sind mir ans Herz
gewachsen. Es sind eben MEINE Insel-Nachbarn, mit ihren ganz eigenen Macken.
Musikalisch kommt New Horizons ebenso verspielt und fröhlich daher. Einfach
alles versprüht hier gute Laune.
Dazu sind mir absolut gar keine Bugs oder Probleme aufgefallen. Ladezeiten
könnten zwar etwas kürzer ausfallen, aber dafür treten sie nicht allzu oft auf.
Fazit
(Dieser Test ist schon wieder länger ausgefallen als ich dachte.)
Animal Crossing New Horizons ist ein echtes Phänomen. Selbst meine Frau,
die sonst absolut gar nichts mit Videospielen anfangen kann, hat es gepackt.
Sie hat jetzt ihre eigene Switch Lite, ihre eigene Insel und so sitzen wir
teilweise zusammen auf der Couch, beide mit einer Switch in der Hand und beide auf
unserer ganz eigenen Insel. New Horizons ist Eskapismus pur! So eignet sich das
Spiel perfekt zum Abschalten und Runterkommen und zum Ausleben kreativer Energien.
Mich wundert der aktuelle Erfolgt absolut gar nicht. Denn wie bereits eingang erwähnt: Was kann es schöneres
geben, als in einer Zeit, in der man kaum die eigenen vier Wände verlassen
darf, auf eine eigene Insel zu fliehen? Da kann ich auch verkraften, dass meine
Axt schon wieder kaputt gegangen ist…
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