Ja wenn das Wörtchen „wenn“ nicht
wäre. So und nicht anders muss ich diesen Testbericht starten. Nicht zum ersten
Mal erwähne ich an dieser Stelle meine Affinität zu schnellen Autos, den Klang
starker Motoren und den Geruch von Benzin in der Luft. Auch das die PS4 bisher
kläglich mit guten Vertretern des Rennspiel-Genres versorgt wurde ist nichts
Neues. Doch gab es da diesen einen Hoffnungsträger, der als Launch-Titel
angekündigt immer wieder verschoben wurde. Die Rede ist natürlich von Driveclub. Abgesehen vom fürchterlichen
Launch und fehlenden Inhalten hat dieses Driveclub
in meinen Augen genau zwei größere Probleme, die das grundsolide Gerüst des
Rennspiels zum Einsturz bringen. Welche das sind, erfahrt ihr, wenn ihr
weiterlest.
Worum geht es in Driveclub? Klar,
ums Autofahren und das ziemlich schnell! Story? Nö! Und das finde ich überhaupt
nicht schlecht. Aufgesetzte Storys wie in einem Need For Speed oder The Crew
sind größtenteils einfach nur furchtbar und funktionieren für mich einfach
nicht. Driveclub konzentriert sich
auf das Wesentliche. So sammelt ihr in Events durch das Abschließen bestimmter
Vorgaben nach und nach Sterne und schaltet dadurch weitere Rennen frei. Das
reicht für mich als Motivation. Klar ist eine Art Turnier oder Festival à la
Forza Horizon irgendwie greifbarer, aber nötig hat das ein Rennspiel in meinen
Augen nicht. Hauptsache die Action auf der Strecke passt und macht Spaß.
Genau an diesem Punkt kommen wir
zu den Problemen, die Driveclub hat. Die
Rennen frustrieren ab einem gewissen Punkt nur noch. Das liegt einerseits an
der Fahrphysik. Evolution Studios
versucht hier einen Spagat zwischen Simulation und Arcade-Racer hinzubekommen
der einfach nicht aufgeht. Die Bolliden liegen viel zu unsicher auf dem
Asphalt. Während die Fahrzeuge der kleineren Klassen noch gut zu beherrschen
sind, ist es beinahe unmöglich mit den schnellsten Wagen einigermaßen
gleichmäßig durch Kurven zu fahren. Klar, es muss schwerer sein die schnellsten
Rennwagen zu fahren. Aber wenn ein Ferrari wirklich so eine beschissene
Straßenlage hat, bin ich gar nicht bestrebt mich irgendwann einmal in so ein
Teil zu setzen. Die Fahrzeuge sind nur noch am Rutschen und Driften. So lenkt
man nicht, sondern versucht nur dauernd nicht aus der Kurve zu fliegen. Noch
nie was von Bodenhaftung gehört?
Die überaus dämliche KI tut dann
ihr übriges. Alles was das Fahrerfeld kann, ist in einer Linie hintereinander
her zu fahren. Dabei sind Abweichungen von der Ideallinie ein No-Go. Sollte
sich dann dort zufällig der Spieler befinden, wird er einfach aus dem Weg
geräumt. Dieser Rempler gepaart mit den eingeseiften Reifen sorgen dann in 99
Prozent der Zusammenstöße für einen Abflug oder Dreher. Durch das Fehlen einer
Rückspul-Funktion kann man dann das ganze Rennen von vorne starten. Das nervt!
Hinzu kommt das mehr als veraltete Gummiband. Die Rücksichtslosigkeit der KI
wäre kein Problem, wenn man sich durch gutes Fahren an der Spitze absetzen
könnte und so der KI aus dem Weg. Geht aber nicht da sie, sobald der Spieler in
Führung geht, sofort wieder ein einem vorbeiziehen und wie von Geisterhand auf
einmal doppelt so schnell fahren. Warum soll ich denn schnell fahren, wenn das
Feld eh immer zusammen bleibt? Es ist schon bezeichnend, wenn die Zeitrennen,
bei denen man die Strecke für sich alleine hat, deutlich mehr Spaß machen, als
richtig gegen Gegner zu fahren. In einem Rennspiel….
Diese Punkte haben dazu geführt, dass
ich mich irgendwann nur noch durch die Rennen gequält habe und das Spiel schon
gar nicht mehr zu meiner Sammlung gehört. Und dabei steckt in Driveclub so viel
Potential! Was wurde nicht über die Fahrzeugauswahl geschimpft! Die Anzahl der
Wagen ist mehr als ausreichend, zudem man sich irgendwann eh auf zwei bis drei
Wagen einschießt. Wichtiger ist doch, wie viel Liebe zum Detail in den
Fahrzeugen steckt. Wunderschön modellierte Fahrzeuge mit einer Cockpit-Ansicht
zum dahinschmelzen bringen jedes Herz von Fahrzeugverliebten zum Höherschlagen.
Dazu kommen kernige Motorensounds und echt schöne Strecken. Auch wenn diese
etwas zahlreicher vorhanden sein könnten. Audiovisuell kann Driveclub auf
ganzer Linie überzeugen. Auf ganzer? Naja eigentlich doch nicht, denn das
Schadensmodell ist ein schlechter Witz! Kratzer und Risse in der Windschutzscheibe
sind schon alles. Defekte? Beulen oder Totalausfälle? Fehlanzeige. Ach ja,...
Mittlerweile funktionieren auch
die Online-Funktionen und das Wetter wurde nachgereicht. Das zweite sieht
fantastisch aus. Wenn das Wasser sogar an den Seitenscheiben physikalisch
korrekt abläuft, ist das schon beeindruckend. Einfluss auf die Fahrphysik? Nun
ja, man rutscht immer noch wie blöde von einer Seite auf die andere. Aber auch
die Online-Funktionen sind an sich sehr gut durchdacht. Das Aufploppen kurzer
Herausforderungen, wie das schnellere Durchfahren einer Kurve motivieren.
Schade ist nur die Begrenzen der namensgebenden Clubs auf maximal sechs Fahrer.
Warum?
Vor dem Fazit wie immer das Video-Review:
Vor dem Fazit wie immer das Video-Review:
Abschließend bleibt nur zu sagen,
SCHADE! Driveclub bietet ein
grundsolides Grundgerüst. Schöne Strecken und noch schönere Autos, ein
hervorragendes Geschwindigkeitsgefühl und das stetige Freischalten neuer Strecken
und Fahrzeuge motiviert zum Weiterspielen. Wenn doch nur die total verkorkste
Fahrphysik und die unbrauchbare KI nicht wären. Über das fehlende
Schadensmodell und geringe Streckenauswahl kann ich hinwegsehen, nur sollte in
einem Rennspiel das Fahren Spaß machen. Und das tut es hier nur beim VW Golf.
Sobald man im McLaren sitzt hat Driveclub
nicht mehr viel mit Rennfahren, sondern eher ein Schlittenpartie zu tun. Bleibt
zu hoffen, dass endlich brauchbare Titel für die PS4 erscheinen. Vielleicht sogar
im Stil eines Forza Horizon 2, träumen wird ja wohl noch erlaubt sein….
Pro:
+ Optik
+ liebevoll und detailreich
modellierte Fahrzeuge
+ abwechslungsreiche, schöne
Schauplätze
+ Geschwindigkeitsgefühl
+ Online-Herausforderungen
Kontra:
- viel zu schwammige Fahrphysik
- schnelle Fahrzeuge nur noch am
Rutschen
- absolut dämliche Gummiband-KI
- geringe Anzahl verschiedener
Strecken
- miserables Schadensmodell
Wertung: 4,5/10
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