Read Dead Redemption 2: 5 Gründe warum es kein Meisterwerk ist



Für dieses Review muss ich nun mit einer mir selbstauferlegten Regel brechen. Denn Testberichte wollte ich immer nur dann veröffentlichen, wenn ich ein Spiel mindestens einmal durchgespielt habe. Bei Red Dead Redemption 2 habe ich das Gefühl, dass das noch ziemlich lange dauern könnte. Und trotzdem möchte ich euch mitteilen, warum es in erster Linie so lange dauert und warum ich der Meinung bin, dass Red Dead Redemption 2 bei weitem nicht das beste Spiel des Jahres ist. Viel Spaß!

Die großen Stärken

Fangen wir aber positiv an. Was hat mir an RDR2 außerordentlich gut gefallen? Da wären vor allem einzelne Charaktere und die allumfassende Geschichte zu erwähnen. Euer Protagonist Arthur, Gang-Anführer Dutch oder auch Sadie Adler sind Videospielfiguren wie sie sein sollten. Sie haben eine Persönlichkeit, entwickelt sich im Verlauf der Geschichte sinnvoll weiter und sind insgesamt extrem interessante Figuren. Auch das übergreifende Thema vom Anstieg der Zivilisation in den westlichen USA und allen damit verbundenen Problem (z.B.: Rassismus oder Kapitalismus) ist in meinen Augen perfekt eingefangen. In den Momenten, in denen RDR2 seine Charaktere mit politischen und zivilen Problemen konfrontiert, ist das Spiel am stärksten.

Und dann gibt es natürlich noch diese wunderschöne, große Spielwelt. Neben all ihren Problemen, die ich bald aufzählen werde, ist es vor allem die Technik, die über viele Schwächen hinwegtäuschen kann. Durch tolle Lichtstimmungen und dichte Vegetationen schafft man eine Spielwiese, in der man sich einfach gerne bewegen will.

1 Wunderschöne, statische Spielwelt

Spätestens wenn man aber mitbekommt, dass die Spielwelt auf den Spieler selbst gar nicht reagiert, ist die Illusion aber dahin. Was genau meine ich damit? Bei einer frühen Mission wurde mir das Problem bewusst. Dabei löscht man die gesamte Bevölkerung einer kleinen Siedlung aus, bekommt auch ein entsprechendes Kopfgeld und sollte sich lieber nicht in der Nähe blicken lassen. Es sei denn, ihr geht zur nächsten Poststation, bezahlt das Kopfgeld und siehe da, es interessiert nun niemanden mehr, dass ihr dort vor wenigen Minuten noch gewütet habt. Das hat mich extrem aus der Spielwelt herausgerissen.

Und das ist nur ein Beispiel. So gibt es eine extreme Diskrepanz zwischen den Story-Missionen und der Spielwelt. Beide Aspekte existieren einfach nur nebenher, aber funktionieren nie als Einheit. Es ist einfach völlig egal, was ihr in dieser Welt anstellt. Da verändert sich gar nichts. Die Spielwelt von Red Dead Redemption 2 ist mir viel zu statisch.

2 Lineares Missions-Design

Die zweite Stelle, an der man merkt, dass die offene Welt nicht zu den grundlegenden Gameplay-Mechaniken passt, ist das Missions-Design. Ihr müsst einfach nur den Markern folgen, immer und immer wieder ein paar Typen über den Haufen schießen und zu einem anderen Marker weiterreiten und so weiter und so fort. Und wagt es ja nicht auch nur ein bisschen zu weit vom vorgegeben Weg abzuweichen, weil dann ist die Mission sofort fehlgeschlagen!

Was soll das? Entweder baue ich eine riesige Welt, in der ich mich angeblich frei umherbewegen kann oder ich gebe enge Korridore vor, die ich auf gar keinen Fall verlassen darf. Es hätte dem Spiel so gut getan, auch einfach mal alternative Lösungswege zu suchen. So kommt es immer wieder zu Raubzügen, die furchtbar schieflaufen, bei denen ich mich immer wieder gefragt habe: „Warum stellt ihr euch so dämlich an?“ Dass man hier nicht die Freiheit gegeben hat, es einfach besser zu machen, hat mich wieder rausgerissen.

Ich verstehe, dass Rockstar wohl nur so die Story voll im Griff haben kann. Aber wozu dann die riesige offene Welt drum herum? Wäre RDR2 in einem anderen Rahmen, ich denke hier an ein Spiel à la Uncharted 4, vielleicht besser gewesen?

3 Kaputtes Finanzsystem und Lücken in der Story

Mein dritter Kritikpunkt richtet sich an Thema, dass auch im Kern der Story steht, Geld. Ihr versucht das ganze Spiel genug Geld zu ergaunern, um der Bande irgendwo ein sorgenfreies Leben zu ermöglichen. Okay! Blöd ist nur, dass ihr nach einer sehr frühen Mission extrem viel Geld gesammelt habt, euch alles ohne Probleme kaufen könnt, ihr laut Story aber immer noch dem großen Geld hinterherrennt. Was hat Dutch mit der ganzen Kohle angestellt?

Zu der Storylücke kommt hinzu, dass ihr durch den frühen Geldsegen einen Großteil der Spielmechaniken nicht nutzt. Ich habe in der offenen Welt nicht eine einzige Kutsche oder Zug überfallen. Warum auch? Ich wusste doch eh nicht mehr, was ich mit dem ganzen Geld anfangen soll. Das Camp war komplett aufgerüstet, schöne Klamotten und ein schnelles Pferd gekauft. Für was brauche ich jetzt also noch Geld?

4 Survival oder kein Survival

Das nächste Thema, bei dem Rockstar wohl selbst nicht wusste, was sie machen wollten, sind die ganzen Survival-Mechaniken. Arthur muss regelmäßig Essen, Schlafen und sogar seine Waffen reinigen. Tut er das nicht, so verliert er Ausdauer, Lebensenergie und die Waffen richten weniger Schaden an. So jedenfalls die Theorie. Am Ende spielt das aber keine Rolle! Ich habe erst durch einen Kumpel erfahren, dass mein Arthur wohl unterernährt ist. Meine Waffen habe ich so gut wie nie  gereinigt und trotzdem habe ich reihenweise Gegner über den Haufen geschossen.

Entweder man baut Survival Systeme in sein Spiel ein oder eben nicht! Wenn sie nur da sind, um gewillten Spielern mehr Tiefe zu bitten, dann gebt uns doch wenigstens die Option zu wählen, ob wir so spielen wollen oder nicht. Aber baut doch keine Systeme, die am Ende sowieso keine Rolle spielen! Versteht mich nicht falsch, ich mochte den realistischen Survival-Ansatz. Ich mochte nur nicht die Art und Weise, wie sich „all die Mühe“ am Ende auswirkt.

5 Auto-Aim, Kill, Auto-Aim, Kill, ….

Ja und zum Schluss kommen wir zur zentralen Spielmechanik, dem Gunplay. Vor allem in den späteren Kapiteln des Spiels (Schlagwort Guarma) seit ihr fast nur noch mit Feuergefechten beschäftigt. Und spätestens dann merkt man, dass das Gunplay völlig anspruchslos ist. Ihr geht und Deckung, (oder besser gesagt, ihr hofft das Arthur nach dem Tastendruck auch wirklich in Deckung geht) drückt den Zielen-Knopf, drückt ab und wiederholt das einfach so lange, bis alle Gegner tot sind.

Ich bin nicht ein einziges Mal in einem der Feuergefechte ums Leben gekommen. Die paar Male, die Arthur ins virtuelle Gras gebissen hat, lagen daran, dass ich die Grenzen der Mission überschritten habe oder ich in der offenen Welt etwas Unsinn getrieben habe. Ansonsten mangelt es RDR2 an jeglichem spielerischen Anspruch. Feuergefechte nerven am Ende nur noch, weil man sich fragt: „Man wie viele soll ich denn nun noch wegpusten?!“ Ohne eine echte Gefahr fehlt dem Ganzen einfach das gewisse Etwas.

Fazit

Nach all dem Gemecker will nun aber doch noch positiv enden. Red Dead Redemption 2 ist ein gutes Spiel. Aber mit diesen 5 Punkten wollte ich euch nur zeigen, warum es für mich eben kein Spiel des Jahres oder gar der Konsolengeneration ist. Eine wunderschöne, große Spielwelt, tolle Charaktere und eine gut erzählte Story alleine reichen dafür einfach nicht. Es gibt zu große Diskrepanzen zwischen dem was in der Spielwelt und der Story anstellen könnt. Es gibt zu viele Systeme, die gut gedacht, aber nicht gut DURCHdacht sind. Und das grundlegende Gameplay fordert mich als Spieler einfach nicht genug. Wenn ich Red Dead Redemption 2 spiele, habe ich immer Spaß! Aber ich möchte Red Dead Redemption 2 einfach viel zu selten spielen. Die Hauptgründe dafür kennt ihr nun.

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