Im letzten Beitrag habe ich noch über die Plattform geschrieben, heute möchte ich über das erste Spiel, dass ich auf dem Steam Deck beendet habe, berichten. Die Rede ist, wie im Titel bereits erwähnt, von Hyper Light Drifer, einem Indie-Hit, der schon lange auf meiner Warteliste stand. Mit dem Steam Deck in der Hand habe ich nun endlich zugeschlagen. Nach etwas über 6 Stunden Spielzeit habe ich zwar immer noch keine Ahnung, was mir das Spiel eigentlich erzählen wollte und trotzdem hat es fasziniert. Fangen wir an!
Ein kranker Held in einer kaputten Welt
Ihr erwacht nach einer
kryptischen Cutscene als ganz offensichtlich kranke Spielfigur inmitten zerfallener
Gebäude. Turmhohe Skelette von seltsamen Riesenwesen liegen am Wegesrand und
unser Held spukt erstmal Blut. Okay… Ich muss gestehen, dass ich auch nach dem
Credits noch keine Ahnung habe, worum es in Hyper Light Drifter eigentlich geht.
Ziemlich schnell gelangt ihr in eine Stadt, in dessen Zentrum ein seltsamer
Riss ist. Dieser Riss wird durch seltsame Symbole umrahmt. Nun könnt ihr die
Stadt ziemlich frei in drei von vier Himmelsrichtungen verlassen und in den
angrenzenden Gebieten irgendwelche Kristalle einsammeln, einen Boss besiegen
und einen Monolithen ausfahren. Habt ihr das in drei Gebieten erledigt, öffnet
sich das vierte, dort wiederholt ihr alles ein letztes Mal, der Riss in der
Stadt öffnet sich, ihr dürft nochmal kämpfen und Ende. Was das alles bedeutet?
Keine Ahnung!
Der Hauptentwickler Alx Preston, von dem auch die Idee des Spiels stammt, leidet selbst an einer chronischen Herzkrankheit. In Interviews sprach er immer wieder davon, dass er eine Geschichte erzählen wollte, in der er all seine Erfahrungen und Ängste verarbeiten kann. Das spiegelt sich in der kranken Spielfigur, der kaputten Welt und der Jagd nach seltsamen Artefakten (Medikamenten? Heilung?) wieder. Doch so ganz habe ich seine Metapher nicht verstanden. Musste ich aber auch gar nicht. Während die Story demnach in meinen Augen super vage, unverständlich und wirr ist, haben mich das Design der Spielwelt und das Gameplay bestens durch das Spiel getragen.
Schnell, präzise und teilweise frustrierend
Hyper Light Drifter ist ein 2D Hack’n’Slay mit kleinen RPG und Plattformer-Anlagen. Es gibt euch kaum Anweisungen, herkömmliche Quests oder irgendwelche Tipps. So findet ihr im Spiel kein gesprochenes oder geschriebenes Wort oder gar klare Zielstellungen. Als Spieler muss alles selbst herausgefunden werden. Wo muss ich hin? Wie öffne ich bestimmte Türen? Wie komme ich da rüber? Und so weiter. Das darf man als Spieler alles selbst herausfinden. Und das hat mir verdammt viel Spaß gemacht. Dazu kommt, dass in der Spielwelt überall Geheimnisse versteckt sind, wo euch mehr Ressourcen oder gleich ganz neues Equipment erwartet.
Natürlich begegnen euch auf euren
Wegen jede Menge Widersacher. Angefangen bei den genretypischen Wölfen, über
Vogelkrieger bis hin zu Robotern und noch seltsameren Gestalten ist allerhand
Gesocks vertreten, dass nur auf eure Lichtklinge wartet. Der Drifter kann sich mit
seinem Schwert durch die Gegner schlagen oder sich aus der Ferne mit einer von
einer Handvoll Schusswaffen zur Wehr setzen. Am meisten werdet ihr aber auf den
Dash vertrauen. Auf Knopfdruck weicht ihr so Angriffen und Geschossen aus oder
überwindet Abgründe.
Diese recht simple Kombination aus Nah- und Fernkampf, sowie der Agilität der Spielfigur erzeugt einen wunderbaren Spielfluss. Hyper Light Drifter mischt Gegnertypen auch recht schnell gut durch, sodass ihr schon bald alle eure Fähigkeiten in den doch recht knackigen Kämpfen kombinieren müsst.
Hyper Light Drifter ist knackig
und fordert echt gute Reflexe. Ihr könnt eure Ausrüstung zwar verbessern und
neue Fähigkeiten freischalten, wirklich übermachtig, wird man aber nie. Heilung
muss aufmerksam in der Spielwelt gesucht werden und manche Gegnerkombinationen
fand ich echt hart. Da kann beim Spielen durchaus Frust aufkommen. Ich bin so
zum Beispiel recht unvorbereitet, ohne weitere Heil-Items in einen Bosskampf
gestolpert, an dem ich wirklich lange knabbern durfte. Umso stärker waren da
natürlich die Glücksgefühle als das Viech endlich zu Boden ging. Hyper Light
Drifter macht definitiv keine halben Sachen und wird euch fordern und das eine
oder andere Mal an die Frustgrenze treiben.
Das hat mich aber nie gestört,
weil ich immer volle Kontrolle über den Drifter hatte. Eingaben sind ultra
präzise, Tode nie unfair und Rücksetzpunkte großzügig verteilt. Lässt man sich
auf den Rhythmus ein, kommt man schnell in einen richtigen Flow.
Wunderschöne Pixel-Grafik
Keinerlei Kritik habe ich in
puncto Präsentation zu äußern. Hyper Light Drifter sieht nicht nur fantastisch
aus, läuft dabei butterweich und klingt sogar noch besser, gerade das
grundlegende Design hat mich vollkommen überzeugt. Gerade auf dem OLED-Bildschirm
meines Steam Decks kamen die satten Farben bestens zur Geltung.
Pixel- oder Retro-Grafik ist ja gerade im Indie-Bereich nichts Neues mehr. War es auch zum Release 2016 schon nicht mehr. Das Heart Machine Studio zeigt aber eindrucksvoll wie sehr ein stimmiges und fantasievolles Design ausmachen. Ich habe ja Eingangs die riesenhaften Skelette und Ruinen erwähnt. Eben diese sind es, die der Welt so viel Leben und Charakter einhauchen. Ich war von Anfang an fasziniert und wollte mehr über diese Welt erfahren. Auch wenn mir das Spiel im Endeffekt gar nicht so viel sagen konnte, die Spielwelt hat mich dank des gelungenen Designs in ihren Bann gezogen.
Ihr müsst auch nur kurz in den
Soundtrack reinhören, um die audiovisuelle Qualität zu erkennen. Bild und Ton
verschmelzen hier zu einer kraftvollen Einheit, die es beinahe mühelos schaffen
richtig viel Stimmung aufzubauen. Eine Meisterleistung!
Fazit
Hyper Light Drifter ist ein
sperriges Spiel. Es erzählt so kryptisch, dass ich persönlich kaum etwas
verstanden habe. Es verrät so wenig, dass ich vermutlich an unzähligen Geheimnissen
einfach vorbeigelaufen bin. Es wirft euch so gnadenlos in Kämpfe, dass man
seine Frustschwelle schon sehr unter Kontrolle haben muss. Dafür belohnt es den
Spieler mit einer großartigen Präsentation, Erfolgserlebnissen und einer
fesselnden Stimmung. Gerade dieses Unbekannte, Unerklärte hat mich fasziniert
und am Ball gehalten. Nicht jeder wird mit Hyper Light Drifter seine Freude
haben, aber sollte euch dieser Test auch nur ein klein wenig angesprochen
haben, probiert es unbedingt aus!
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