Selten neige ich zu Impulskäufen. Erst recht nicht, wenn es um verhältnismäßig teure „Investitionen“ geht. Beim Steam Deck war das jedoch etwas anders. Seit der Geburt meines Sohnes (was nun schon ganze 4 Jahre zurück liegt) war die Nintendo Switch die Konsole, mit der ich am meisten gespielt habe. Nun hat man ihr doch sehr stark ihr Alter und die fehlende Leistung angemerkt. Da musste einfach etwas Neues her und auf die Switch 2 wollte ich nicht mehr warten. Also bestellte ich mir zu Beginn des Jahres das Steam Deck OLED in der 512 GB Variante. Was soll ich sagen? Dieser recht spontane Kauf war einer der besten, die ich je getätigt habe.
Groß, vielseitig und verdammt bequem
Der erste Eindruck nach dem Auspacken: „Wow ist das Teil groß!“. Natürlich hatte ich mir allerhand Youtube-Videos angesehen und Testberichte gelesen, aber als ich das Steam Deck zum ersten Mal in den Händen hielt, war doch sehr überrascht, wie groß der Handheld tatsächlich ist. Vor allem im direkten Vergleich zur Nintendo Switch fällt das auf.
Im zweiten Augenblick merkte ich aber auch gleich wie viel bequemer das Steam Deck in den Händen liegt. Ein großer Kritikpunkt der Switch war immer die Haptik. Ohne Grip Case konnte ich nie bequem über längeren Zeitraum spielen. Beim Steam Deck ist das dank der wirklich tiefen Griffe sehr viel besser. Der Ergonomie ist fantastisch.
Ebenso viel Lob muss ich bei den Eingabemöglichkeiten loswerden. Das Layout der Tasten und Sticks sieht zu Beginn sehr ungewohnt aus und ich brauchte auch ein paar Stunden, um alles blind zu finden und mich richtig daran zu gewöhnen. Nach dieser Eingewöhnungsphase muss ich aber auch gestehen, dass ich es mittlerweile richtig gut finde. Alles lässt sich ohne Probleme erreichen und sehr bequem bedienen. Die Trigger haben (vor allem im Vergleich zur Switch) verdammt gute Druckpunkte und angenehm viel Travel. Präzise Eingaben bei Rennspielen sind so absolut kein Problem.
Ja, die Sticks sind nicht Hall Effekt, aber mich persönlich stört das nicht. Bei der Nintendo Switch hatte ich keine Probleme mit Drift und Sorgen mache ich mir auch beim Steam Deck nicht. Präzise genug sind die allemal.
Das Steam Deck geizt auch nicht mit Optionen. Mit dem Touch Screen, Tasten, Sticks, Touchpads und Tasten auf der Rückseite des Handheld gibt es mehr als genug Eingabemöglichketen. Auch sehr schön, Steam OS erlaubt für jedes Spiel die Eingaben flexibel an die persönlichen Vorlieben anzupassen. Jeder Taste kann so die gewünschte Funktion zugewiesen werden. Ich persönlich nutze die hinteren Tasten und Touchpads so gut wie nie. Das liegt aber an den Spielen, die ich aktuell auf dem Steam Deck spiele.
Scharfer und flüssiger Spielspaß mit Grenzen
Das 7,4 Zoll Große OLED-Display ist natürlich das Hauptfeature des Handheld. Eine Auflösung von 1280 x 800 Pixeln klingt heutzutage nicht nach besonders viel. Aber lasst mich euch sagen, der Bildschirm sieht fantastisch aus. Vor allem dank der satten, kontrastreichen Farben und perfekten Schwarz des OLED-Bildschirms, sehen eure Spiele hervorragend aus. Auch sehr schön, die 90 Hz Bildwiederholrate sorgt für superflüssige Bilder. Ich habe an diesem Bildschirm absolut nichts auszusetzen.
Die „geringe“ Bildschirmauflösung hilft auch der Performance. Spiele „nur“ in HD zu rendern, verlangt natürlich auch weniger von der verbauten Hardware und tatsächlich bin ich sehr überrascht, wie gut das Steam Deck auch mit grafisch aufwendigeren Titeln zurechtkommt.
Wobei ich hier schon auf ein paar Grenzen hinweisen muss. Aktuelle AAA-Spiele werden nicht immer reibungslos laufen, einige vermutlich gar nicht. 90 oder sogar 60 FPS wird man bei komplexen Spielen nicht erreichen. Das Steam Deck ist nun mittlerweile auch schon drei Jahre alt und das kann man merken. Konkurrenten wie das ROG Ally oder Legion Go bieten definitiv mehr Leistung.
Ich selbst bin auch dank des umfangreichen Steam-Katalogs ein wenig in Nostalgie verfallen. Aktuell spiele ich nochmal die Dead Space Trilogie. Davor habe ich die Tomb Raider Remakes gespielt. Auch das 2016er Doom, Sleeping Dogs, Portal 2 und natürlich ein paar Indies haben ihren weg auf mein Steam Deck gefunden. Diese Spiele laufen alle mit mindestens 60 FPS bei hohen Einstellungen. Portal 2 und Doom können sogar in bildhübschen und flüssigen 90 FPS genossen werden. Fantastisch!
Die zweite Grenze ist dabei natürlich die Akkulaufzeit. Zum Glück bietet Steam OS sehr viele Möglichkeiten um zum Beispiel die FPS, die maximale Leistung des Systems oder sogar CPU-Clocks zu limitieren. Dadurch kann man die Akkulaufzeit perfekt optimieren. So habe ich für jedes Spiel spezielle Profile hinterlegt, die dann natürlich maßgeblich die Akkulaufzeit beeinflussen. Flatout 2 kann ich so mit maximalen Settings und 90 FPS mindestens 6 Stunden lang spielen. Bei Doom oder Tomb Raider ist nach ca. 2.5 bis 3 Stunden Schluss. Indies wie Brotato oder Stardew Valley strecken die Spieldauer auf mindestens 8 Stunden. Wenn man es darauf anlegt, bekommt man den Akku bestimmt auch in unter 2 Stunden leer. Ihr seht also, es ist nicht einfach die Akkulaufzeit zu bestimmen. Ich kann nur sagen, soweit bin ich zufrieden, aber natürlich würde ich mich über längere Laufzeiten nicht beschweren.
Konsolen-Feeling und Bastler-Spielplatz
Eingangs habe ich erwähnt, dass ich zum Steam Deck gegriffen habe, weil mir die Leistung der Switch nicht mehr gereicht hat. Später erwähnte ich dann, dass auch das Steam Deck mittlerweile klare Performance-Grenzen hat und es leistungsfähigere Alternativen auf dem Markt gibt. Warum also habe ich das Steam Deck gewählt? Die Antwort ist ganz einfach, Steam OS.
Valves Bedienoberfläche basiert auf Linux und kommt dem Feeling einer herkömmlichen Konsole sehr nahe. Auf diesem Blog erwähne ich nicht zum ersten Mal, dass ich kein Fan von Windows bin und es scheint Online zumindest Konsens zu sein, dass andere PC-Handhelds durch Windows 11 nicht unbedingt besser werden.
Steam OS macht es super einfach das Steam Deck wirklich nur wie eine Konsole zu verwenden. Es gibt kaum Reibungspunkte. Einschalten, Spiel auswählen und los. Auch der Standby-Modus funktioniert recht zuverlässig. Man kann bei den meisten Spielen problemlos den Power-Kopf drücken, das Steam Deck zur Seite legen und später wieder an exakt gleicher Stelle weiterspielen. Gerade bei Handhelds muss das in meinen Augen genau so funktionieren und Windows scheint da wohl Probleme zu haben.
Die Oberfläche ist mir persönlich aber etwas zu überladen, Menüs können fummelig werden und der Store ist selbstverständlich omnipräsent. Eine Nintendo Switch präsentiert sich da sehr viel cleaner. Hier spielt Steam OS aber seine zweite Stärke aus. Im Grunde habt ihr einen Linux-PC vor euch. Wenn ihr wollt, könnt ihr auch in eine Desktop-Ansicht wechseln und dann wie mit einem normalen PC arbeiten. Das erlaubt aber auch die Installation von zusätzlichen Tools wie zum Beispiel Emulatoren oder Decky. Vor allem mit Decky konnte ich einige Kritikpunkte, die ich mit Steam OS habe, beseitigen. Decky erlaubt die Installation von Mods. So kann das komplette Design, sozusagen der Launcher, nach Belieben angepasst und personalisiert werden. Ihr wollt direkt auf der Spieleseite Angaben von „How Long to Beat“ oder Batches von „ProtonDB“ sehen, dafür gibt es dank Deck einfach AddOns.
Steam OS funktioniert sehr gut „Out of the Box“, bietet darüber hinaus aber auch richtig viele Möglichkeiten für Bastler. Und das finde ich super!
Und sonst so?
Um diesen Erfahrungsbericht nicht noch weiter aufzublähen, fasse ich abschließend ein paar weitere Gedanken noch zusammen.
Die Lautsprecher sind in Ordnung. Sie können recht laut werden, ohne dabei zu verzerren oder schlecht zu klingen. Besonders begeistert haben Sie mich aber nicht. Könnte auch daran liegen, dass der Lüfter unter Volllasst doch recht laut werden kann. Limitiert man die maximale Leistung wird er aber schnell wieder schön leise. Große Wärmeentwicklung konnte ich auch nicht feststellen. Kleine Randnotiz, es schnüffelt „angenehm elektrisch“ am Lüfterschlitz...
Ich finde es auch sehr löblich. Dass Valve dem Steam Deck gleich alle Essentials mit beilegt. Tragetasche und Netzteil inklusive Ladekabel sind mit dabei. Die Tasche ist zwar nicht besonders schlank, schützt das Steam Deck aber sehr gut. In meinem Rucksack hat es noch wunderbar gepasst. Beim Ladekabel finde ich schade, dass es fest mit dem Netzteil verbaut ist. Auf der anderen Seite habe ich es aber auch nie genutzt. Zu Hause habe ich eine feste Ladestation für all meine Geräte und unterwegs nutze ich auch ein universales Ladegerät.
Das Steam Deck kann auch gedockt und so zum Beispiel zur vollwertigen Spielekonsole oder PC werden. Habe ich selbst noch nicht gemacht und kann dementsprechend auch nicht viel dazu sagen. Ich kann mir aber vorstellen, dass die Leistung des Steam Deck an 4K TVs doch arg an seine Grenzen gebracht wird.
Die internen 512 GB meines Steam Deck reichen für mich völlig aus. Da der Speicher auch problemlos via microSD erweitert werden kann, sollte man sich beim Speicherplatz keine Sorgen machen.
Und abschließend, Steam macht es einen verdammt schwer die Bibliothek nicht gottlos voll zu machen. Ich war nie ein PC-Gamer und stoße daher erst jetzt auf die doch vergleichsweise sehr niedrigen Preise für Spiele. Dazu kommen andauernd Angebote, fantastische Wunschlisten-Funktionen und eine scheinbar unendliche Auswahl an Spielen. Ich habe unglaublich viel Spaß damit auf dem Steam Deck ältere Spiele nochmal zu spielen. Spiele, die auf anderen Plattformen einfach nicht erhältlich oder viel zu teuer sind. Portal 2 habe ich zum Beispiel für unter 2€ abgegriffen. Mit dem Steam Deck hält man sprichwörtlich unendlich Gaming-Möglichkeiten in den Händen.
Fazit
Halten wir das Fazit kurz, ich liebe mein Steam Deck. Die Hardware ist fantastisch, die Software wunderbar flexibel und der Spielspaß immens. Meine Nintendo Switch habe ich seitdem nur noch für ein paar Runden Mario Kart oder Party mit der Familie angeschmissen. Meine Playstation 5 wird nur noch im Verbund mit meinem Sim Racing Equipment benutzt. 90 Prozent meiner Gaming-Zeit verbringe ich am Steam Deck. Und es ist fantastisch!
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