Shinobi - Art of Vengeance: Ninjas, der Sensenmann und ganz viel Schnetzelspaß


Von der Shinobi-Reihe habe ich bisher noch nie gehört. Deswegen ist auch das Release von Shinobi – Art of Vengeance, der wohl lang erwarteten Neuauflage der Serie, komplett an mir vorbeigegangen. Auf das Spiel bin ich erst durch überschwänglich gute Reviews gestoßen und weil ich sowieso gerade auf der Suche nach etwas Neuem war, habe ich einfach mal zugeschlagen. Nach ca. 12 Stunden habe ich jetzt den Abspann gesehen und kann den Reviews, die mich zum Kauf bewegt haben, nur vollumfänglich zustimmen. Das neue Shinobi ist fantastischer und extrem kurzweiliger Oldschool Spaß.

Von Super-Soldaten und dem Sensenmann

Erzählerisch ist Shinobi einerseits völlig drüber und trotzdem sehr reduziert. Unser Protagonis Joe Musashi lebt zu Beginn friedlich in seinem Dorf mit seiner schwangeren Frau. Doch der Frieden wird schnell durch die militärische Gruppierung ENE Corp. gestört. Angeführt vom machtbesessenen Lord Ruse, der die gesamte Welt unterjochen will (was auch sonst…), wird das Dorf zerstört und der Oboro-Klan ausgelöscht. Musashi schwört Rache!

Diese Ausgangslage nutzt das Spiel, um uns durch verschneite Berglandschaften, asiatische Großstädte oder Tiefsee-Labore zu hetzen. In mehreren Kapiteln schnetzeln wir uns durch die abwechslungsreichen Kulissen, nehmen uns einen ENE-General nach dem anderem vor und treffen unterwegs unerwartete Begleiter, unter anderem dem Sensenmann. Denn Lord Ruse hat sich ausgerechnet dessen Sense unter den Nagel gerissen. Und die will der Sensenmann natürlich wieder zurückhaben.


Die Story ist ehrlich gesagt ziemlich abgedreht, nimmt sich zum Glück aber auch nie zu ernst und wird auf wenige Charaktere und auch wirklich nur die nötigsten Dialoge und Story-Momente reduziert. Unser Joe Musashi selbst sagt zum Beispiel im Verlauf der Handlung kein einziges Wort. Natürlich könnte ich bemängeln, dass da durchaus mehr möglich gewesen wäre. Das war mir aber beim Spielen völlig egal. Der Erzählung dient hier nur als ganz grober Leitfaden für die verschiedenen Kapitel und Kampfszenarien. Diesen Zweck erfüllt sie wunderbar.

Kämpfen, Erkunden, Springen

Shinobi stellt ganz schnell klar, es geht hier vor allem um die 2D-Action. So bewegt ihr Musashi in den verschiedenen Leveln von links nach rechts, manchmal auch andersherum oder nach oben und unten und dürft auf dem Weg immer wieder Gegnergruppen bekämpfen. Und genau diese Kampfeinlagen sind das Highlight! In den letzten Jahren gab es einige Spiele, die actionreiche 2D Actionkämpfe umgesetzt haben (zum Beispiel The Lost Crown) und Shinobi gehört ganz klar zu den besten seiner Zunft. Kämpfe sind schnell, fordernd, stylisch, mit sinnvollen Systemen unterlegt und einfach immer spaßig. Neben den klassischen schwachen und starken Attacken, kann Musashi auch auf Fernangriffe und eine handvoll aktiver Skills zurückgreifen. So können Spieler einerseits die Optionen an den eigenen Spielstil auslegen. Andererseits fordert das Spiel auch schnell den Einsatz aller zur Verfügung gestellten Werkzeuge.  Selbst nach meinen aktuellen 12 Stunden Spielzeit gehe ich gerne wieder in Arcade-Modus, den man nach der Story freischaltet, zurück und versuche Auseinandersetzungen weiter zur perfektionieren. Es macht einfach so viel Spaß!


Die spaßigen Kämpfe werden durch Plattforming und einfache Rätseleinlagen aufgelockert. Die Rätsel sind nicht der Rede wert, das Plattforming allerdings schon. Musashi steuert sich nicht so präzise wie zum Beispiel der Prinz aus The Lost Crown und manche Passagen haben etwas genervt, vor allem die optionalen, Spaß hatte ich trotzdem. Das liegt auch daran, dass Musashi mit der Zeit neue Tricks erlernt und das Movement so kontinuierlich erweitert wird.

Dadurch wird Shinobi auch zu einem Metroidvania Light. Denn neue Movement Optionen ermöglichen plötzlich das Erreichen neuer Gebiete, sodass es sich lohnt auch alte Kapitel nochmal zu besuchen und weitere Geheimnisse aufzudecken. Auch das ist, soweit ich das beurteilen kann, alles optional. Ich war aber top motiviert zurückzugehen und wirklich jeden Winkel zu erkunden. Vor allem weil die Level an sich so großartig anzusehen waren.

Handgezeichnet, bunt und wunderschön

Und damit sind wir schon bei der Inszenierung und Technik. Die Entwickler bei Lizardcube setzen auch hier wieder auf einen handgezeichneten Look, den ich nur als wunderschön bezeichnen kann. Shinobi sieht einfach immer fantastisch aus, ist toll animiert und mit einer ausschweifenden Effektgewalt inszeniert. Alle Kapitel bringen da ganz eigene Elemente mit, was auch die Kulissen sehr abwechslungsreich gestaltet. Egal ob Musashi vor einem Feuerwerk an einem Seil herunterrutscht, durch dunkle Laborgänge schleicht oder sich über einen fahrenden ZUG kämpft, es sieht immer großartig aus.


Genauso viel Lob kann ich über die musikalische Untermalung loswerden. Shinobi vereint hier moderne Klänge mit traditionellen japanischen Instrumenten und fängt die Stimmung immer perfekt ein. In den actionreichen Kämpfen kann die Musik das Adrenalin noch weiter in die Höhe treiben.

Gespielt habe ich Shinobi auf dem Steam Deck und auch hier gibt es nicht zu bemängeln. Solide 90 FPS bei reduzierter Leistung (10W TDP) und damit auch mit richtig guter Akkulaufzeit. Klar, 2D Plattformer haben da nicht die höchsten Ansprüche. Dank des fantastischen Art Styles, den knallbunten Effekten und butterweichen Animationen sieht Shinobi aber jederzeit super aus.

Fazit

Shinobi – Art of Vengeance ist mit seinen 10 bis 12 Stunden Spielzeit nicht sehr lang. Es ist strukturell und Gameplay seitig verdammt Oldschool und auf das Wesentliche reduziert. Die Story ist zweckmäßiger, völlig überdrehter Blödsinn. Auch der Preis von ca. 30€ könnte deswegen auch abschreckend wirken. Ich hatte jedenfalls bisher 12 Stunden verdammt viel Spaß und werde noch ein paar zusätzliche Stunden im Arcade-Modus verbringen. Preislich geht das für mich bei der gebotenen spielerischen und künstlerischen Qualität mehr als in Ordnung. Es muss nicht immer ei 100+ Stunden Open World Epos sein. Manchmal ist ein stummer Ninja, der sich stumpf durch Horden von Gegnern schnetzelt und dabei verdammt cool aussieht, genau das Richtige.

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