Muss ich mich dafür schämen, dass
ich es erst jetzt geschafft habe mir Black Hawk Down zum aller ersten Mal
komplett anzuschauen? Immerhin wurde dieser Film schon 2001 veröffentlich, also
vor 12 Jahren. Zu meiner Verteidigung, damals war ich gerade einmal 10 Jahre
alt und zu den Uhrzeiten als der Film ausgestrahlt werden durfte, lag ich
natürlich schon immer ganz brav in meinem Bettchen. Aus verschiedenen Gründen konnte ich ihn dann auch
erst jetzt nachholen. Zum Glück habe ich das jetzt getan, denn dieser Film ist
ein absolutes Muss!
Basierend auf wahren
Begebenheiten erzählt Ridley Scott in seinem, ja sowohl kann vorwegnehmen,
Meisterwerk die Geschehnisse eines fehlgeschlagenen Einsatzes während des
Bürgerkrieges in Somalia. Anfang Oktober 1993 sollte eine Einsatztruppe der US
Army zwei hochrangige Mitglieder der feindlich gesinnten Miliz, angeführt von
Mohammed Farah Aidid. In Mogadishu gefangen nehmen. Was eigentlich nur eine 30
minütige Routinemission werden sollte, entwickelte sich damals zum Fiasko. Für
mehr als 100 amerikanische Soldaten wurde Mogadischu zur Falle und sie mussten
über einen Tag um ihr Leben kämpfen.
Der Film startet wie jeder
amerikanische Kriegsfilm. Die böse Somalia Miliz wird eingeführt, indem sie auf
ein paar unschuldige schießt und die heldenhaften harten Kerle der USA mit dem
üblichen Macho-Sprüchen und übercoolen Auftreten und noch mehr „Hurra!“.
Natürlich darf auch eine gehörige Portion Patriotismus nicht fehlen. Natürlich
kann nur die USA in Somalia für Recht und Ordnung sorgen und so weiter und so
fort. Ich war abgeschreckt. Die Personen, die eingeführt wurden, waren mir
eigentlich so was von scheiß egal, um es auf den Punkt zu bringen. Mehr als die
üblichen Stereotypen wird einen nicht präsentiert. Nach einer guten halben
Stunde zieht der Film aber an und von da an spielen die Personen eigentlich
keine große Rolle mehr. Jedenfalls erschienen sie mir total auswechselbar und
ich konnte keinen wirklichen Fokus auf die Personen erkennen. Vielmehr liegt
das Geschehen und die missliche Lage aller Soldaten im Fokus. Und das ist echt
gut so. Denn eine zu persönliche Darstellung führt meistens dazu, dass der Film
zu schnell ins Heldentum abschweift und das ist meisten fehl am Platz.
Aber bei dem actiongeladenen
Feuerwerk, das Ridley Scott auch da abfeuert, fällt es auch schwer auf
Einzelschicksale zu achten. Nach der etwas langatmigen Einführungssequenz und
wir sind die „Guten“ und die die „Bösen“ Dialogen geht’s richtig zur Sache und
der liebe Herr Scott lässt uns zwischendrin gerade einmal wenige Minuten der
Ruhe bevor er es weiter Krachen lässt. Beinahe ununterbrochen fliegen Kugeln
und Raketen durch die Luft. Dauernd explodiert etwas. Kommandos werden hin und
her gebrüllt. Ridley Scott schafft es eine nie dagewesene Intensität auf den
Fernseher zu zaubern. Nicht das ich unbedingt Wert darauf lege in so einer
Situation zu landen, aber auf Blu-Ray und mit einer ordentlichen Anlage erzeugt
der Film ein wahren Mittendrin-Gefühl. So eine Wucht habe ich in noch keinen
anderen Film erlebt.
Was mich auch fasziniert hat,
ist, dass der Film es schafft, schockierende Einzelschicksale so ganz nebenbei
mit in das Geschehen einzubauen. So verstecken sich Soldaten in einem Haus, das
auf einmal voller Kinder ist. Ein Junge erschießt ausversehen seinen Vater
(denke ich), weil der Soldat, den er eigentlich erschießen will kurz, vorher
ausrutscht und hinfällt. Man sieht immer wieder Passanten durch das Bild
rennen, Mütter die weinend über ihren toten Söhnen sitzen. Alles sehr
authentisch, intensiv und meiner Meinung nach daher deutlich schockierender als
wenn man dies direkt thematisiert hätte. Beinahe hatte ich ein schlechtes
Gewissen, dass mich das Gezeigte trotzdem so gut unterhalten hat. Eigentlich
grausam, wenn man genauer darüber nachdenkt.
Alles macht der Film aber dann
doch nicht richtig. So werden die Somalier eigentlich nur als hirnlose, wilde
Bestien dargestellt, die wie Ameisen über ihre Opfer herfallen. Es gibt
keinerlei Hintergrundinformationen darüber, warum die Somalier eigentlich
kämpfen. Im Internet finden sich Beiträge und Interviews, die bestätigen, dass
ursprünglich Sequenzen geplant waren, welche die Beweggründe der Somali darstellen
sollten. Denn die Amerikaner waren alles andere als erwünscht. Die Miliz war sicherlich
nicht zimperlich. Aber die Regierung, die die Amerikaner unterstützen, war im
Volk noch mehr verhasst. So waren die Amerikaner für einen Großteil der
Bevölkerung eigentlich der Feind. Eigentlich hatten sie dort ja auch gar nichts
zu suchen. Aber sie lernen ja auch nicht dazu (siehe Irak, Afghanistan, etc.).
Warum das nicht enthalten ist? Nun ja der Film geht schon 144 Minuten und man
wollte ihn nicht noch mehr strecken. Da hätten sie lieber am Anfang etwas
kürzer treten sollen, aber naja. Ist halt ein amerikanischer Film, da ist das
wichtiger.
Was bleibt zusammenfassend zu
sagen? Schaut euch diesen Film an, wenn ihr es noch nicht getan habt. Ridley
Scott hat hier ein wahres Meisterwerk hingekriegt. Die Intensität Und vor allem
auch die Authentizität sind bis jetzt unerreicht. Aufgrund einiger Schwächen
bei der Darstellung der Gegenseite muss ich allerdings einen kleinen Abstrich
machen. Die Inszenierung macht allerdings vieles wieder gut.
Pro:
- unglaublich intensiv und
authentisch
- actiongeladen
- audio-visuelles Meisterwerk
- kaum Ruhepausen für den
Zuschauer
- teilweise schockierende Bilder
Kontra:
- am Anfang zu viel
0815-Kriegsfilm
- überhaupt keine Darstellung der
Motive der Somali
- kaum geschichtlicher
Hintergrund (Warum ist das da eigentlich gerade so?)
Wertung: 9,5/10
Ja, hätte der liebe Herr Scott
auch den Somali mehr Zeit auf Kosten des üblichen Macho-Getues eingestanden,
wäre es die Höchstpunktzahl geworden!
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