Glaubt man der
Spielfilmindustrie, so sieht unsere Zukunft alles andere als rosig aus. „The
Book of Eli“ schickt uns ins in eine postnukleare und äußerst trostlose Welt. „Total
Recall“ zeigt uns eine Zukunft bestimmt durch Überbevölkerung und einem krassen
Zweiklassen-System. Dabei sind solche düsteren Zukunftsvisionen nicht erst seit
Kurzem beliebt, wie die die gute „Mad Max“-Reihe belegt. Auch Dredd sieht keine
lohnenswerte Zukunft für die Menschheit voraus. Aber dafür lohnt es sich umso
mehr sich diesen Film anzuschauen!
Die Welt ist atomar verseucht und
besteht größtenteils aus nicht bewohnbarem Ödland. Einzig in den neu
entstandenen Mega Städten, in denen unzählige Millionen Menschen leben, kann
noch auf unseren Planeten überlebt werden. In diesen Städten herrscht
allerdings das pure Chaos. Aufgrund der unüberschaubaren Masse an Einwohnern
ist es gar nicht möglich alles geordnet zu kontrollieren. Kriminelle Banden kontrollieren
ganze Bezirke und Gewalt und Drogen bestimmen das Tagesbild. Einzig die Judges
versuchen in diesem menschlichen Moloch für Recht und Ordnung zu sorgen. Sie
stellen die moderne Polizei und Richter in einem dar. Allesamt schweigsame,
bestens trainierte und knallharte Männer, und Frauen, die im Ernstfall das
Urteil selbst auf der Stelle treffen. Meistens lautet das Urteil Tod.
Einer ihrer besten ist Judge
Dredd. Als in einem der Mega Wohnhäuser, in denen bis zu 75.000 Menschen wohnen
und welche eine Art eigenes Ökosystem darstellen, an drei kleinen Dealern ein
grausames Exempel statuiert wird, ist es an Dredd den Fall aufzuklären. Ihm zur
Seite steht die Judge-Anwärterin Cassandra Anderson. Sie ist eine so genannte
Mutantin und verfügt über hellseherische Fähigkeiten. Das ist auch der Grund
warum über die Tatsache, dass sie den Aufnahmetest nicht bestanden hat, hinweg
gesehen wird. Dredd soll sie nun im Feldeinsatz prüfen. Dieser stellt sofort
klar, dass er davon alles andere als begeistert ist, da er sie aufgrund des
nicht bestanden Tests für unwürdig hält. Wie sehr ihnen die Fähigkeiten der
jungen Frau noch helfen werden, kann er ja nicht ahnen. Denn als sie am Tatort
ankommen, stellt sich heraus, dass dieser Wohnblock sitzt des „Ma-Ma“-Clans und
gleichzeitig Produktionsort einer neuartigen Droge, die Mega-City One zu
überrollen droht, ist. Dredd will dem natürlich Einhalt gebieten, was dazu
führt, das die Anführerin des Clans das Gebäude abriegelt und ein Kopfgeld auf
die beiden Judges aussetzt. Der Kampf ums überleben beginnt.
Und was für ein Kampf das ist.
Dredd ist garantiert nichts für schwache Gemüter. Schon die Eröffnungsszene
lässt erahnen wie brachial es im Laufe des Filmes zugehen wird. Da dringen
Patronen in Zeitlupe in die Köpfe von Gegnern ein und es werden gehäutete
Menschen vom 40. Stockwerk geworfen. Jetzt könnte man meinen, dass das Ganze zu
gewaltverherrlichend ist, aber für mich passt es einfach in diese Welt. Der
Film schafft es von Anfang an eine beklemmende, bedrohende, gewaltsame und vor
allem glaubhafte Welt zu erschaffen. Sollte sich unsere Zukunft tatsächlich so
entwickeln, bin ich mir relativ sicher, dass Dredd ganz nah an der Realität
ist. Natürlich ist das Ganze alles auf die Spitze getrieben. Aber so weit
hergeholt erscheint das alles für mich nicht. Auch fallen einem bei den
gezeigten Bildern die Kinnladen runter. Der ganze Film wurde mit den neuen „Phantom“-Kameras
gedreht, welche bis zu 4000 Bilder pro Sekunde aufnehmen können. Dadurch
entstehen unglaubliche Bilder die den Zuschauer einfach in ihren Bann ziehen.
Vor allem die Actionszenen erlangen dadurch eine noch nicht dagewesene Intensität.
Auch haben die Bilder, trotz der dreckigen und gewaltvollen Welt, etwas
künstlerisches, ja sogar teilweise schönes an sich. Es ist schwer zu
beschreiben, aber so habe ich mich während des Films gefühlt. Zusammen mit dem
sehr passenden Soundtrack ergibt sich ein audiovisuelles Meisterwerk.
Über die schauspielerischen
Leistungen ist relativ wenig zu sagen. Von Dredd, gespielt von Karl Urban,
sieht man lediglich sein stets grimmig verzogen Mund. Der Rest wird von seiner
Rüstung verdeckt. Ich weiß nicht, ob er krampfhaft versucht hat die schlaffen
Mundwinkel von Stallone nachzuahmen. Ganz gelingt ihm das nicht. Da zeigt
Olivia Thirlby in Ihrer Rolle als Judge-Anwärterin schon mehr
schauspielerisches Talent. Wunder sollten hier aber auch nicht erwartet werden.
Auch die Clan-Anführerin Ma-Ma, gespielt von Lena Headey, ist zwar ansatzweise
interessant, wird aber viel zu schnell zu einseitig. Insgesamt fehlt dem Ganzen
noch etwas Tiefe. Aber braucht Dredd herausragende schauspielerische
Leistungen? Meiner Meinung nach nicht. Sie bilden hier nur das nötige
Grundgerüst, ebenso wie die Story. Den eigentlichen Film macht die unglaublich
gut gelungene Inszenierung und Technik aus.
Somit lässt sich der Film auch
gut zusammenfassen. Diejenigen, die auf düstere Zukunftsvisionen, knallharte
Action stehen und auch mit etwas mehr Blut kein Problem haben, wird Dredd
vollkommen glücklich machen. Auch Leute, denen das Genre nicht direkt zusagt,
aber an Film interessiert sind, sollten sich dieses Schmuckstück ansehen, denn
Dredd setzt zumindest technisch neue Maßstäbe.
Pro:
- glaubhaftes Setting
- unglaubliche Atmosphäre
- sehr gut dargestellt
- brachiale, top inszenierte Action
- tolle, flüssige Bilder
Kontra:
- Story fehlt etwas Tiefgang
- durchschnittliche
schauspielerische Leistungen
Wertung: 8,5/10
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