Märchen sind nur was für kleine
Kinder? Schon lange nicht mehr. Schon konnte eine erwachsene Verfilmung der Schneewittchen-Geschichte für eine
ordentliche Gruselstimmung sorgen. Auch die beiden Neuverfilmungen des gleichen
Stoffes „Snow White and the Huntsman“ und „Spieglein, Spieglein“ zeigten, dass
der altbekannte Märchenstoff immer wieder neu interpretiert werden kann. Nun
ist diesem Trend auch Hänsel und Gretel zum Opfer gefallen. Wobei „zum Opfer
gefallen“ viel zu abwertend klingt, denn kaum hatte ich den ersten Trailer
gesehen, wusste ich, den muss ich mir ansehen!
Hänsel und Gretel sind erwachsen
geworden. Aufgrund schlechter Erfahrungen mit Hexen in ihrer Kindheit (sollte
ja jedem bekannt sein) haben sie es sich zur Aufgabe gemacht eben diese zu
jagen und zur Strecke zu bringen. Mit der Zeit werden sie immer bekannter und
erlangen regelrechten Promistatus. Hat eine Stadt oder ein Dorf Probleme mit
den auf Besen reitenden Weibsbildern wird das Geschwisterpärchen gerufen um für
Ruhe zu sorgen. In Augsburg verschwinden seit einiger Zeit immer wieder Kinder,
elf sind es schon. Schnell steht fest, dass nur die Hexen, die im umliegenden
Waldgebiet leben, dafür verantwortlich sein müssen. Also sollen sich Hänsel und
Gretel darum kümmern. Es beginnt eine rasante und richtig schön überdrehte
Jagd.
Zunächst ist erst einmal positiv
anzumerken, dass die Autoren nicht einfach den altbekannten Stoff neu
aufgesetzt haben, sondern die eigene Geschichte weiterspinnen. Und „weiterspinnen“
trifft es mehr passend. Da wird mit Gewehren und Miniguns auf Hexen geballter
was das Zeug hält. Die Hexen werden in herrlichen Splattereffekten geradezu
zerfetzt. Das Ganze wird so sehr überdreht und überspitzt dargestellt, dass man
das Geschehen zu keinem Zeitpunkt wirklich ernst nehmen kann oder das es
verstörend wirken kann. Der Film ist überaus brutal, keine Frage. Aber es wirkt
einfach nicht so beklemmend und verstörend wie zum Beispiel in Dredd. Auch weil
das Geschehen immer mit einer gesunden Prise Humor untermalt wird. Vor allem
Hänsel, der übrigens sehr passen und äußerst unterhaltsam gespielt wird, hat
immer einen passenden Spruch auf den Lippen. Wobei die schauspielerischen Leistungen
bestimmt keine Preise verdient haben. Vor allem Gretel fällt etwas blass aus,
bietet aber einen durchaus sehenswerten Blickfang. Was man aber deutlich merkt
und was mir als Zuschauer richtig Spaß macht, ist, dass die Schauspieler selbst
die Zeit am Set genossen haben und durchaus Spaß an ihrer Arbeit hatten. Jedenfalls
kam es mir so vor.
Auch visuell kann der Film
punkten. Er erreicht zwar nicht die Qualität eines Avatar oder Hobbit (dafür
war das Budget auch viel zu gering), aber das Gezeigte kann sich durchaus sehen
lassen. Vor allem die Masken der Hexen sind fantasievoll und sehr gut gemacht.
Schon alleine dadurch, dass es sich um echte Masken und nicht um billige
CGI-Effekte handelt, wirken die Gesichter viel natürlicher und glaubhafter.
Sehr viel mehr kann man zu dem
Film eigentlich auch nicht mehr sagen. Die Story ist simpel. Vielleicht etwas
zu simpel. Über etwas mehr Inhalt hätte ich mich dann doch gefreut und die
obligatorische Wendung ist viel zu schnell zu erahnen. Aber die völlig
überdrehte Inszenierung macht einiges wett und unterhält auf allen Ebenen,
sodass meiner Meinung nach der Abspann viel zu schnell über die Leinwand läuft.
Ich hätte noch stundenlang dabei zusehen können, wie die beiden eine Hexe nach
der anderen auseinander nehmen. Ich kann jedem, der Lust hat, seinen Kopf mal
wieder auszuschalten und sich einfach mal wieder richtig gut unterhalten zu
lassen.
Pro:
- aberwitzige Story
- herrlich überdrehte
Action-Sequenzen und Splattereffeckte
- passender Humor
- grandiose Masken
- Gretel…
Kontra:
- Story hätte mehr bieten können
- Wendung wenig überraschend
- Film hätte insgesamt länger
sein können
- durchschnittliche
schauspielerische Leistungen
Wertung: 7/10
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