Outlast: verrückt-guter Horrortrip


Was macht richtig guten Horror aus? Ein hässliches Monster? Ein böser Mann mit Maske und Machete oder Kettensäge? Geister? Oder vielleicht doch eher das Gefühl völliger Hilflosigkeit in einer absolut feindseligen und unglaublich gefährlichen Umgebung? Für mich ist die Antwort ganz klar. Natürlich können die ersten Faktoren ein großer Bestandteil sein, aber ohne die richtige Atmosphäre ist jeder Axtmörder mit der Zeit einfach nur langweilig. Vor etwa einem Jahr lehrte uns Outlast das fürchten und mit dem Erwerb einer PS4 konnte ich mich nun auch von dem Horror überzeugen. Hat es mich das Fürchten gelehrt? Lest weiter!

Als Spieler schlüpft ihr in die Rolle des Journalisten Miles Upshur. Ihr habt einen anonymen Tipp erhalten, welcher euch in die Nervenheilanstalt Mount Massive schickt, da dort seltsame Dinge vor sich gehen sollen. Schon bei der Ankunft bestätigt sich dieser Umstand. Niemand begrüßt euch. Überhaupt seht ihr keine Menschenseele. Ganz der Journalist betritt Miles trotz der unheimlichen Atmosphäre die Irrenanstalt, um aufzuklären, was darin vorgeht. Kaum drin, beginnt der Horror und ihr als Spieler wünscht euch nur noch aus dem Moloch voller Gewalt und Wahnsinn zu entfliehen. Ständig auf der Flucht vor den wenigen überbliebenden, nicht ganz so freundlichen Insassen, versucht ihr nun einen Ausweg zu finden und lüftet auf dem Weg gleich die Geheimnisse von Mount Massive.

Der Entwickler Red Barrels vergisst dabei nie, dass Miles ein Journalist und nicht etwa ein ausgebildeter Super-Soldat ist. Somit ist eure einzige Waffe die Kamera. Mit dieser filmt ihr interessante und oft grauenhafte Szenerien und Geschehnisse und deckt somit nach und nach die Geschichte auf. Außerdem helfen Schriftstücke, die ihr unterwegs finden und aufsammeln könnt, das Grauen in Mount Massive weiter zu verstehen. Zwar entwickelt die Story nie wirklich einen innovativen Plot, aber diese investigative Herangehensweise hat mir durchaus gefallen. Auch wenn die Story an sich nichts Besonderes ist, die durchweg völlig verrückten Charaktere tragen einen großen Teil zur packenden Atmosphäre bei. Zwar werden auch die üblichen Stereotype bedient, wie der verrückte Arzt oder Priester, aber die sind so gut geschrieben und gesprochen, dass es einem bei jeder Begegnung eiskalt den Rücken herunterläuft.

Die gruselige Atmosphäre durch die Umgebung und die teils verstörende Geräuschkulisse geben den Rest zur unglaublich, dichten und einfach unangenehm guten Horror-Atmosphäre. Selten hatte ich in einem Spiel tatsächlich so viel Angst wie in Outlast. Natürlich ist eine mehr oder weniger verlassene Nervenheilanstalt prädestiniert für eine gruslige Atmosphäre, aber die Entwickler schaffen es wirklich auch das kleinste bisschen Horror aus der Kulisse zu kitzeln. Zerbröckelnde Wände, flackerndes Licht,  hier und da ein Huschen im Schatten oder ein Knarzen und jede Menge Blut. Ja, dieses Outlast geizt nicht mit der Darstellung von Gewalt. Ich bin eigentlich kein großer Fan von Splatter, sondern bevorzuge eher den subtilen Horror. Wirklich subtil ist Outlast zwar nicht, aber irgendwie funktioniert es einfach. Die Entwickler Red Barrels schaffen ein sehr guten Mix aus atmosphärischen und den typischen „in-your-face“-Horror. Vor allem da ich mir als Spieler immer vorgestellt habe, was denn hier nur verdammt nochmal abgegangen ist.

Hinzu kommt, dass dem Spieler keinerlei Hilfsmittel zur Selbstverteidigung gegeben werden. Es bleibt einem also nichts anderes übrig als die Beine in die Hand zu nehmen, sich in einen der meist strategisch gut patzierten Schränke oder unter einem Bett zu verstecken und zu hoffen, dass der Verfolger nicht auf die Idee kommt, genau in meinem Versteck nach mir zu suchen. Genau die Katz-und-Maus-Versteckspiele machen einen großen Reiz von Outlast aus und sind zumindest zu Beginn noch unglaublich spannend. Mit der Zeit nutzen sich diese Fluchtmomente etwas ab, da sie immer nach demselben Prinzip ablaufen. Gleiches gilt für die Schockmomente. Erschreckt man sich die ersten Male noch, so werden sie mit der Zeit etwas vorhersehbar und verlieren somit ihren Schrecken.

Der Gipfel ist aber die fantastisch, gruselige Nachtsicht des Camcorders. Outlast kann zuweilen wirklich dunkel werden. Da hilft dann nur noch die Nachtsicht. Dadurch wird die Umgebung in ein körniges Grün getaucht. Die Darstellung wird unschärfer, die Sichtweite kürzer und das Grün tut sein übriges, um den schaurigen Eindruck weiter zu verstärken. Hinzu kommt, dass der Modus die Batterie nur so leer saugt und man so immer neue Batterien finden muss. Nur hatte ich nie wirkliche Probleme genügend Nachschub zu finden. Das ist etwas schade, da so die Angst vor der vollkommenen Dunkelheit etwas flöten geht.

Auch technisch kann Outlast auf der PS4 voll überzeugen. Texturen sind scharf, die Umgebungen detailreich modelliert und auch die entstellten Charaktermodelle sehen wirklich „gut“ aus. Zwar kommt es häufiger zu etwas längeren Ladezeiten als auf den PC, aber die gehen meiner Meinung nach noch in Ordnung. Vor allem die tolle Belichtung und die fantastische Soundkulisse tragen einen großen Teil zur Atmosphäre bei.

An dieser Stelle könnt ihr ein kurzes Fazit zu Outlast in bewegten Bildern sehen.



Was bleibt also noch abschließend zu Outlast zu sagen? Für gerade einmal zehn Euro im Playstation Store bekommt ein Triple-A-Horror-Adventure, das vor allem durch eine düstere und packende Atmosphäre, sowie völliger Hilflosigkeit punkten kann. Zwar nutzen sich die immer gleichen Fluchtsequenzen und häufigen Schreckmomente etwas ab, aber der Horror bleibt bis zum etwas schwachen Ende erhalten. Selten hatte ich in einem Spiel durchweg ein schlechtes Gefühl und teilweise richtig Angst. Outlast ist eine wahre Horro-Perle für Spieler mit starken Nerven und einem reizbaren Magen.

Pro:
- packende, düstere Atmosphäre
- gruslig-verrückte Charaktere mit guten Sprechern
- spannende Fluchtmomente
- effektive Schreckmomente
- geniale Nachtsicht
- exzellente Soundkulisse und überzeugende Technik

Kontra:
- Flucht- und Schreckmomente nutzen sich ab
- etwas unbefriedigendes Ende
- fast zu viel Blut und Gewalt 

Wertung: 8,5/10

Outlast ist wirklich verrückt-guter Horrortrip. Mal schauen wann ich mich an den DLC wage. Jetzt interessiert mich natürlich auch noch eure Meinung. Schreibt es mir in den Kommentaren. Ich würde mich freuen.

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