Alien Isolation: Stundenlanges Herzrasen!


Nachdem das Entwicklerstudio Gearbox mit der Lizenz zu einem meiner absoluten Lieblingsfilmserien eine halbe Katastrophe auf den Markt geworfen hat, lag es nun ausgerechnet an einem Studio, das für rundenbasierte Strategiespiele bekannt ist, das verlorene Vertrauen in die Marke wiederherzustellen. Die Rede ist natürlich von Alien. Das sich ausgerechnet Creative Assembly an die Entwicklung eines Survival-Adventures im Alien-Universum wagt, hatte mich anfangs zwar verwundert, aber nach den ersten Trailern sofort begeistert. Nach unzähligen Toden durch das namensgebende Alien, nervenaufreibenden Versteckspielchen und so einigen Herzstillständen, möchte ich euch nun erklären, warum dieses Alien Isolation eines der besten Spiele des Jahres ist

Ihr schlüpft in die Haut von Amanda Ripley, die Tochter von Ellen Ripley. Als sie durch eine Mission auf der Nostromo die Gelegenheit bekommt, etwas über das Verschwinden ihrer Mutter zu erfahren, entscheidet sie sich natürlich sofort diese zu ergreifen. Auf der Nostromo angekommen, merkt sie allerdings sofort, dass dort etwas nicht stimmt. Die Station scheint verlassen und als sie dann endlich auf andere Menschen trifft, die ihr nicht so wirklich freundlich gesinnt sind, beginnt ihr Kampf ums Überleben. Als dann nach einiger Spielzeit das Alien seinen ersten starken Auftritt hat, wird klar, dass diese Mission alles andere als einfach wird.

So einfach die Story auch ist, als Aufhänger für den gut 15 Stunden lang andauernden Überlebenskampf reicht er völlig aus. Viel mehr saugt einem die unglaublich dichte Atmosphäre, die ab der ersten Sekunde aufgebaut wird, in das Geschehen. Ein Grund dafür ist das fantastische Retro-SciFi-Design, was mit sehr viel Liebe zum Detail die Stimmung und den Flair der Filme perfekt einfängt. Alleine dafür hat Creative Assembly (CA) einen Preis verdient. Alte Röhrenbildschirme, analoge Bedienelemente und sogar etliche Kippschalter wirken auf den ersten Blick nicht nach Science Fiction, versprühen aber einen fantastischen Charme und spiegeln die damalige Sicht auf unsere Zukunft wieder. Ich habe mich sofort in die Filme zurückversetzt gefühlt und das alleine ist schon eine wirkliche Meisterleistung.

Neben dem tollen Design spielt die Tatsache, dass CA ein wahnsinnig gutes Gespür dafür haben, Spannung aufzubauen, eine wichtige Rolle für die Atmosphäre des Spiels. So dauert es ziemlich lange bis ihr das Alien zu Gesicht bekommt. Vorher stolpert ihr über die bedauernswerten Opfer des Jägers, hört es sogar immer mal wieder durch die Luftschächte kriechen und seid von Anfang an angespannt. Eine wirkliche Überraschung stellt das „Monster“ nicht dar. Immerhin ist es mittlerweile ein fester Bestandteil unserer Medien-Kultur und beinahe jeder kennt das ikonische Design des ultimativen Killers. Umso erstaunlicher ist es, dass CA es geschafft hat die Angst vor dem Alien aufzubauen und aufrecht zu erhalten.

Und genau hier spaltet Alien Isolation die Gemüter. Es wäre unfair, zu sehr auf den Zufall basiert und würde daher keinen Spaß machen. Die Rede ist von der stark beworbenen, unberechenbaren Alien-KI. Ich persönlich finde sie großartig. Dieses Alien muss dem Spieler einfach in allen Belangen überlegen sein. Wie sonst soll es zu einer Bedrohung werden? Da kann schon dazugehören, dass es einfach mal hinter einem aus dem Lüftungsschacht gekrochen kommt. Und hat das Alien die Witterung erst einmal aufgenommen, heißt es „Game Over“. Eben diese unbarmherzige Tödlichkeit macht den Reiz dieses Alien aus. Endlich bekommt es die Aufmerksamkeit und den Respekt, den es verdient hat. Jedes Mal wenn ich es sah, krallten sich meine Hände sofort fester um den Controller. Genau diese Spannung ist es, die ein Survival-Spiel ausmacht und dem Spiel nie verloren geht. Klar ist es ärgerlich, wenn man kurz vor einem Ziel noch erwischt wird, aber für die Spannung ist das großartig, da man einfach nie sicher ist.

Wo wir beim Gameplay sind. Relativ früh im Spiel findet Amanda den Motion Tracker. Dieser zeigt sich bewegende Objekte in Amandas Umgebung an. Taucht also ein Punkt auf den Tracker auf, heißt es in den meisten Fällen VERSTECKEN!  So verbringt ihr einige Zeit damit, euch in Schränken oder unter Tischen und Betten zu verstecken und zu warten, dass die Bedrohung verschwindet. Außerdem könnt ihr mit gefunden Ressourcen nützliche Geräte wie Geräuschmacher, Medikits oder EMP-Minen basteln, welche euren Überlebenskampf etwas erleichtern. Das Crafting ist dabei einfach zugänglich und in den meisten Fällen wirklich sinnvoll in das Spiel implementiert. Auch die Schleichmechaniken funktionieren einwandfrei. Und genau so sollte das Spiel auch gespielt werden. Langsam und vorsichtig, denn schnelles und lautes Vorgehen lockt das Alien nur an. Wer alle gegebenen Mittel clever einsetzt und sich vor allem Zeit lässt, wird deutlich weniger Tode sterben und so frustärmer durch die Nostromo gelangen. Das ist echtes Survival-Gameplay!

Kommen wir aber zu den wenigen Punkten an denen ich was zu meckern habe. Da wäre vor allem das repetitive Missionsdesign zu erwähnen. Viel zu häufig müsst ihr zu Punkt A etwas besorgen, das dann bei Punkt B benutzen, um durch Punkt C in das nächste Areal zu kommen. Auf den Weg müssen immer wieder die gleichen Hebel betätigt und Türen mit dem gleichen Minispiel gehakt werden. Das ermüdet auf Dauer etwas. Hinzu kommt häufiges Backtracking. Vor allem eine Stelle gegen Ende hat mich zur Weißglut getrieben. Ihr startet ca. in der Mitte eines Areals, müsst zu einem Ende um eine Tür zu entriegeln, die natürlich am anderen Ende liegt. Dort angekommen fällt der Strom aus und ihr müsst durch das gesamte Areal zurück, um ihn wieder einzuschalten. Immer vom Alien verfolgt versteht sich. Insgesamt müsst ihr also das gleich Gebiet 4 Mal in kurzer Zeit durchqueren und werdet mit hoher Wahrscheinlichkeit dabei vom Alien erwischt und dürft von Vorne beginnen. Das nervt auf Dauer. Insgesamt wirkt das Spiel gegen Ende ein wenig gestreckt. Sicher fällt es einem Entwickler schwer etwas von seiner Schöpfung zu entfernen, aber es hätte dem Spielfluss gegen Ende doch gut getan. 

Technisch ist Alien Isolation beeindruckend. Alleine der Detailgrad ist fantastisch. Hinzukommt eine großartige Lichtstimmung und sehr gute Feuer und Racheffekte. Texturen sind knackscharf und Charaktermodelle, sowie die Umgebung wunderbar modelliert. Ein wahres Meisterstück ist aber das Sounddesign. Ich spiele mit Surround-Kopfhörern und was einem da geboten wird, ist einfach nur großartig. Immer wieder hört man in den Gängen der Nostromo etwas umherwandern, metallisches Knarzen und Klirren aufgrund der Schäden auf der Station, das Zischen und das Ausströmen von Gas beim Öffnen von Luftschleusen. Die Soundkulisse ist einfach auf den Punkt. Auch fällt die Ortung von Gegnern durch den Surround-Sound deutlich leichter. Auch die deutsche Synchronisation kann sich hören lassen, auch wenn sie alles andere als lippensynchron ist. Einziger deutlicher Schwachpunkt sind die zwar gut inszenierten, aber aus irgendeinem Grund nicht flüssigen Zwischensequenzen. Es scheint als würden einige Frames einfach fehlen. Das stört beim Zuschauen. Beim Spielen konnte ich Zum Glück keine Ruckler feststellen.

Die Entscheidung für Alien Isolation war keine leichte, denn beinahe zeitgleich erschien The Evil Within. In meinen Augen habe ich mich mehr als richtig entschieden. Creative Assembly fängt die Stimmung und den Flair der Filme perfekt ein und schafft es endlich das Alien als wahre Bedrohung in ein Spiel einzubauen. Unterstützt durch das großartige Design und die fantastische Soundkulisse ist es vor allem die dichte Atmosphäre, die einem durch das Spiel führt und über einige Schwächen beim Missionsdesign.

Bevor wir zur endgültigen Wertung kommen, folgt wie immer ein Testfazit in Form eines Videos.


Pro:
- packende und dichte Atmosphäre ab der ersten Sekunde
- großartiges Retro-SciFi-Design, das Flair der Filme perfekt einfängt
- das Alien ist eine wahre Bedrohung
- sinnvolles Crafting
- spannendes Schleich- und Versteck-Gameplay
- technisch beeindruckend, vor allem der Sound

Kontra;
- repetitives Missionsdesign
- häufiges Backtracking
- gegen Ende etwas gestreckt
- ruckelnde Zwischensequenzen

Wertung: 9/10

Kauflink: Alien: Isolation - Ripley Edition - [PlayStation 4]

Abschließend interessiert mich natürlich wie immer auch noch eure Meinung zum Spiel. Teilt sie mir in den Kommentaren mit!

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