Was macht ein wirklich gutes Spiel aus? Innovative Spielideen? Sicherlich auch, aber hauptsächlich soll ein Spiel doch Spaß machen und einwandfrei funktionieren. Das dachten sich anscheinend auch die Entwickler bei Monolith und bedienten sich reichlich bei etablierten Spielmechaniken anderer Serien. Wird Mordors Schatten jetzt zu einem schlechten Spiel? Überhaupt nicht, denn trotz der offensichtlichen Anleihen kann das neue Spiel im Herr der Ringe Universum voll überzeugen. Woran das liegt, erfahrt ihr wenn ihr weiterlest.
Ihr schlüpft in die Rolle des Waldläufers Talion. Er verteidigt Gondor am Schwarten Tor vor der vermeintlichen Gefahr in Mordor. Gleich zu Beginn des Spiels macht ihr die Bekanntschaft mit Saurons Hauptmännern. Dieses erste Aufeinandertreffen geht für den Waldläufer nicht sonderlich gut aus und so verliert er nicht nur seine gesamte Familie, sondern auch sein eigenes Leben. Als er kurze Zeit später allerdings wieder zum Leben erwacht und seit dem der Geist eines Elben an seinen Fersen hängt, hat Talion nur noch ein Ziel: Rache. Auf seinem Feldzug gilt es unzählige Orks einen Kopf kürzer zu machen, wenige bekannte Gesichter der Herr der Ringe-Geschichte zu treffen und die Geschichte des rätselhaften Geistes aufzudecken.
Ganz ehrlich, die Story ist der wahrscheinlich schwächste Teil des ganzen Spiels. Simple Rachegeschichten werden neuerdings immer wieder verwendet, um das fortwährende Töten seiner Feinde zu begründen. Aber vor allem in einem Spiel, dass Herr der Ringe im Namen trägt, hatte ich mehr erwartet. Auch Talion Geisterfreund Celebrimbor bleibt sehr blass. Das ist echt schade, da ich seine Person aus dem Buch „Das Silmarillion“ kannte und mich echt auf seine Darstellung gefreut hatte. Trotzdem schafft es Monolith die neuen Charaktere glaubhaft in Mittelerde zu etablieren. Mehr Szenen wie zu Beginn des Spiels, als Talions Familie kurz vorgestellt wird, wären aber wünschenswert gewesen, da sie zeigen, dass das Spiel durchaus gute Dialoge und Charaktere darstellen kann. Zudem nutzt Monolith die Lizens nicht wirklich aus. So tauchen kaum bekannte Charaktere aus den Büchern und Filmen auf. Da wird viel Potential verschenkt, eine reichhaltigere Welt zu erschaffen. Da helfen auch die vielen auffindbaren, gut vertonten Audio-Files nicht weiter. Zwar erzählen sie interessante Hintergrundgeschichten, aber eine direkte Präsentation ist da doch besser.
So schwach die Story auch ist, das Gameplay reißt es wieder raus. Und ja, „das ist alles nur geklaut“. Aber auch sehr gut geklaut! Monolith bedient sich fleißig bei den Assassins Creed und Batman Spielen. So klettert Talion auf Knopfdruck wie ein übergroßer Affe an allem hoch, an dem er sich festhalten kann. In den Kämpfen hauen wir nicht stumpf auf immer wieder dieselbe Taste, sondern finden den richtigen Rhythmus und kontern im richtigen Moment feindliche Angriffe. Das funktioniert aber so gut, dass es mir ziemlich egal ist, wo sich Monolith genau hat inspirieren lassen. Egal ob es ein Assassine oder Waldläufer ist, der gerade eine Ork von einem Vorsprung aus meuchelt, es macht einfach einen riesen Spaß. Genauso ist es ungemein motivierend in den Kämpfen den Kombozähler in die Höhe zu treiben und dutzende Orks niederzustrecken. Und dabei geht Talion wenig zimperlich vor. Abgetrennte Ork-Köpfe und Gliedmaßen fliegen fasst minütlich durch das Bild. Eben diese Brutalität mit der Talion vorgeht, macht aber die Rachegeschichte durchaus greifbar. Durch Talions Geisterfreund Celebrimbor kommt noch etwas mehr Tiefe ins Gameplay. Nicht nur kann seinen Bogen nutzen, um Feinde aus der Ferne zu erledigen, sondern er verleiht Talion auch einige Zauberfähigkeiten, die im Verlaufe des Spieles weiter aufgerüstet werden können und gegen Ende sogar ziemlich übermächtig werden.
Neben den Spielmechaniken ist natürlich die Spielwelt ein sehr wichtiger Bestandteil eines überzeugenden Spiels. An diesem Punkt ist Mordors Schatten ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite ist Mordor überraschend abwechslungsreich. Vor allem im zweiten Gebiet wird es erstaunlich grün und sogar richtig idyllisch. Der Spielwelt fehlen aber die Highlights. Sie wirkt auf jeden Fall stimmig, aber hat nie so diesen einen WOW-Effekt. Dazu kommt, dass es in der Welt zwar einiges zu tun gibt, dabei aber die Abwechslung fehlt. Am spaßigsten sind dabei noch die Schwert-, Dolch- und Bogenmissionen, die die Fähigkeiten des Spielers auf die Probe stellen. Die immer gleichen rette die Sklaven-Missionen verkommen mit der Zeit zu Arbeit. Insgesamt fehlt es der Welt auch an NPCS. Sicher laufen hunderte Orks auf der Karte rum, aber die sind nur zum Schlachten da. Es fehlen Händler, Questgeber, einfach andere Menschen, Elben oder Zwerge, die die Welt ergänzen.
Ein innovatives Feature hat sich Monolith dann aber doch ausgedacht: das Nemesis-System. So bestehen bei den Orks klar definierte Hierarchien. Wollt ihr die Hauptmänner Sauron hervorlocken, müsst ihr euch zunächst zu den Orkhäuptlingen durchkämpfen. Aber was macht jetzt das Nemesis-System? Nun ja das bringt Bewegung in die Hierarchie. Denn die Orks warten nicht einfach auf Ihren Tod, sondern bemühen sich selbstständig um ihren Aufstieg. So kommt zu Machtkämpfen zwischen den Orks. Sollte ein normaler Fußsoldat euch töten, so wird er zum Hauptmann befördert und seine Macht steigt an. Außerdem erzeugt das Nemesis-System zufällig interessante und abwechslungsreiche Orks. So begrüßt euch jeder Ork-Häuptling gemäß seines Ranges oder Namen mit einer anderen abfälligen Bemerkung. Sollte er euch töten und ihr tretet ihn erneut gegenüber, wird er erstaunt über euer Wiedererscheinen eine dementsprechende Bemerkung loslassen. Das macht die sonst generischen Gegner zu persönlichen Feinden. Das ging bei mir soweit, dass vor allem einer der Hauptmänner mich immer und immer wieder tötete und so immer mächtiger wurde. Umso befriedigender war es, den Mistkerl dann doch endlich den Gar auszumachen. Im späteren Spielverlauf ändert sich das Machtverhältnis noch weiter. Ihr erlangt die Macht Ork-Hauptmänner zu übernehmen und diese dann gegen andere zu hetzen und dadurch für ein Revolte sorgen. Das ist wirklich innovativ, funktioniert einwandfrei und einfach das Prunkstück des Spiels.
Auf der technischen Seite kann Mordors Schatten voll überzeugen. Vor allem die überraschend abwechslungs- und detailreichen Orks und ihre Hauptmänner sehen fantastisch aus. Selbiges gilt für Talion und seine wenigen Begleiter. Alle Figuren sind wunderbar modelliert und klasse vertont. Gleiches gilt für die Spielwelt, die wirklich schön aussieht, der aber die Highlights fehlen. Dazu kommen super flüssige Animationen, die vor allem die brachialen Kämpfe noch besser aussehen lassen. Selbst in großen Massenschlachten bleibt außerdem die Framerate auf der PS4 immer stabil. Natürlich darf bei einem Herr der Ringe-Spiel die Musik nicht unerwähnt bleiben. Der Soundtrack ist gewohnt pompös und packend inszeniert. Einfach großartig!
Mit dem Fazit zu Mittelerde Mordors Schatte habe ich mich schwer getan. Auf der einen Seite hatte ich unglaublich viel Spaß beim Spielen. Konnte das Gamepad gar nicht aus der Hand legen, da eben all diese gewohnten Spielmechaniken grandios funktionieren. Die offensichtlichen Mängel, die zu leere, abwechslungsarme Spielwelt oder die flache Story sind mir beim Spielen gar nicht so sehr aufgefallen. Trotzdem muss ich sie bei der endgültigen Bewertung berücksichtigen. Objektiv gesehen ist Mittelerde Mordors Schatten ein ordentlich zusammengeklautes, gutes Spiel. Subjektiv und rein vom Spielspaß her ist Monoliths Werk einfach großartig. Kann ich das Spiel weiterempfehlen? Auf jeden Fall. Nur sollte niemand etwas außergewöhnliches erwarten.
Und wie immer an dieser Stelle, das Testfazit in Form eines Videos:
Pro:
- bekanntes Gameplay wunderbar umgesetzt
- flüssiges und brachiales Kampfsystem
- Talion und andere neue Charaktere passen perfekt in Tolkiens Welt
- überraschend abwechslungsreiches Mordor
- innovatives Nemesis-Systems
- technisch einwandfrei, toller Soundtrack
Kontra:
- simple Rachegeschichte
- zu wenig bekannte Charaktere aus dem Herr der Ringe-Universum
- der Spielwelt fehlen die Highlights, wirkt nicht wirklich belebt
- abwechslungsarme Nebenmissionen
Wertung: 7,5/10
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