Seit Inception gehört Christopher
Nolan zu meinen absoluten Lieblings-Regisseuren. Aber nicht nur für dieses
Meisterwerk zeichnet er sich verantwortlich, sondern unter anderem auch für die
wirklich gelungene Batman-Trilogie. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen
an sein neuestes Werk. Hinzu kommen dann noch meine Affinität zu Science
Fiction und eine Top-Besetzung und schon erwartete ich ein weiteres
Meisterwerk. Ob Interstellar den hohen Erwartungen gerecht wird, erfahrt ihr
jetzt.
Fangen wir aber wie immer mit der
Story an. Die lässt sich Nolan untypisch relativ leicht zusammenfassen. Die Menschheit
steht am Abgrund. Auf der Erde toben Sandstürme, die Felder bieten kaum noch
fruchtbaren Boden und so stehen die Menschen kurz vor dem Hungertod. So auch Cooper
und seine Familie, bestehend aus seinem Vater und seinen beiden Kindern Murphy
und Tom. Vor allem zu seiner Tochter Murphy hat Cooper eine besonders enge Bindung.
Um seinen Kindern eine sichere Zukunft bieten zu können, begibt er sich auf
eine Mission zur Findung einer neuen Heimat für die Menschheit. Dabei muss er
nicht nur durch Wurmlöcher ans andere Ende des Universums reisen, sondern wird
auch gnadenlos mit der guten, alten Relativitätstheorie konfrontiert.
An dieser Stelle erst einmal der Trailer zum genießen.
Die nächsten Zeilen fallen mir
echt schwer, denn die Handlung konnte mich nicht überzeugen. Ich hatte
unerwartete Wendungen und Mindfucks à la Inception erwartet und wurde bitter
enttäuscht. So bleibt der Ansatz zwar durchaus spannend und wird auch gut
erzählt, aber Überraschungen bleiben über die gesamte Spielzeit aus. Hinzu
kommt, dass der ganze Film viel zu simpel gestrickt ist. Ohne hier zu viel
spoilern zu wollen, kann ich sagen, dass Interstellar eine recht typische
Endzeit-Story erzählt, die zwar mit interessanten physikalischen Gesetzen gewürzt
durchaus ihren Reiz hat, aber ihr Potential zu häufig links liegen lässt. Dazu
kommen echt absurde Ideen und Erklärungen. Christopher Nolan hat einen Hang zu verrückten Ideen
und Weltbildern, aber dieses hat mir nicht gefallen. Vor allem wenn gegen Ende
tatsächlich ein Gefühl zu einer physikalisch messbaren Größe erklärt wird und
daher als Erklärung herhalten muss, hat mich der Plot komplett verloren. Auch
das nie thematisiert wird, warum genau auf der Erde alles vor die Hunde geht
und wie es dazu kam, stößt etwas sauer auf.
Ein weiterer Schwachpunkt ist in
meinen Augen die Charakterzeichnung. Der Film setzt voll auf die Bindung
zwischen Vater und Tochter. Hat dieser Cooper denn vergessen, dass er auch noch
einen Sohn hat? Der scheint ihn überhaupt nicht zu interessieren. Hinzu kommt
seine vollkommen auswechselbare Crew. Da gibt es die hübsche Forscherin, den
etwas durchgeknallten Physiker und natürlich den großen Superheld und Piloten
Cooper. Das vierte Crew-Mitglied wird gar nicht beleuchtet, ist aber nicht
lange dabei. Zum Glück spielen Mathew McConaughey und Co ihre Rollen so gut,
dass die Schwächen der Chrakterisierung nicht zu sehr ins Gewicht fallen und
sogar die ein oder andere gefühlvolle Szene zustande kommt. Trotzdem, ans Herz
gewachsen oder gar lange im Kopf geblieben, ist mir keiner der Charaktere.
Obwohl doch der Roboter TARS so seinen Charme hat. Es ist schon bezeichnend wenn
ein Roboter der wohl interessanteste Charakter ist.
Technisch ist aber rein gar
nichts an Interstellar auszusetzen. Was Nolan auf den Bildschirm zaubert ist
wirklich mehr als sehenswert und hat mich stellenweise echt umgehauen. Vor allem
die Bilder des Weltraums mit all seinen fantastischen Himmelskörpern sehen
großartig aus. Wenn dann noch der unglaublich geile Soundtrack dazu aus den
Boxen dröhnt ist man mittendrin. Audiovisuell hat mich Interstellar
weggeblasen. Inszenieren kann er, der Christopher Nolan. Obwohl einen
Kritikpunkt habe ich auch hier, aber das kann ich ihm kaum vorwerfen. Die Darstellung
eines höher dimensionalen Raumes ist schlichtweg unmöglich, da es unsere
Vorstellungskraft einfach übersteigt. Nur den Ansatz, den er gewählt hat, gefällt
mir überhaupt nicht. Aber wie gesagt, das soll kein zu großer Kritikpunkt sein.
Hier gibt es meine Filmkritik als Video:
Hier gibt es meine Filmkritik als Video:
Zum Glück weiß Christopher Nolan
wie man großartige Bilder erzeugt und entsprechend präsentiert, denn diese
audiovisuelle Exzellenz rettet Interstellar. Ehrlich gesagt war ich etwas
enttäuscht als der Abspann startete. Zu einfach war die Geschichte, die mich zu
keinem Zeitpunkt überraschen konnte. Die endgültige Erklärung ist viel zu absurd und auch die
einzelnen Charaktere bieten kaum mehr als die üblichen Stereotype. Ist der Film
deshalb schlecht? Nein. Denn trotz der offensichtlichen Schwächen macht es
einfach Spaß die tollen Bilder zu genießen und sich unterhalten zu lassen. Aber meinen
hohen Erwartungen wurde Nolans neuestes Werk leider nicht gerecht.
Pro:
+ interessanter physikalischer
Ansatz
+ tolle Bilder
+ noch großartigerer Soundtrack
+ McConnaughey und Co spielen
überzeugend
Kontra:
- einige Plot-Schwächen, einige
Logiklöcher
- keine Überraschungen
- schwache, klischeehafte
Charakterzeichnung
- absurde Erklärungen (Gefühl =
physikalische Größe….)
- Darstellung des
höherdimensionalen Raumes gefällt mir nicht (evtl. Geschmackssache)
Wertung: 6,5/10
Die tolle Inszenierung und
audiovisuelle Meisterleistung retten Interstellar in die guten Gefilde.
Abschließend möchte ich hier
natürlich noch eure Meinung wissen. Da ich im Text nicht spoilern wollte,
konnte ich einige Kritikpunkte nicht wirklich ausführen. Falls ihr da genaueres
wissen wollt, fragt gerne in den Kommentaren danach.
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