Kann ein Spiel. das eine
ernstzunehmende Erkrankung thematisiert Spaß machen? Ist es überhaupt möglich
eine Krankheit auf kreative Art und Weise zu thematisieren? Diese Fragen muss
sich Ether One unter anderem stellen. Denn in diesem First-Person-Adventure
flieht ihr nicht etwa aus einem Spukschloss voller entstellter Kreaturen,
sondern versucht gegen die Ursache einer Demenz anzukämpfen. Wie das umgesetzt
wurde und ob Ether One als Spiel überhaupt Spaß macht, erfahrt ihr in diesem
Test.
Ihr seid ein Restorer, Eure
Aufgabe ist es in den Verstand und die Erinnerungen eines Demenz-Patienten nach
dem Ursprung seiner Erkrankung zu durchforsten und diese zu beseitigen. So
startet ihr in einem verlassenen Forschungslabor auf den Weg zu euren ersten
Einsatz. Nach einem atmosphärischen Einstieg, der teilweise stark an Bioshock
erinnert, findet ihr sogar die Ursache der Demenz. Nur läuft nicht ganz alles
nach Plan und nun müsst ihr die Erinnerungen des Patienten nach bestimmten
Fetzen durchsuchen.
Die Erzählung in Ether One ist
wirklich gelungen. Nicht nur, weil sie die ernste Thematik sehr respektvoll und
kreativ behandelt, sondern auch mit der ein oder anderen Wendung daherkommt. Zudem
erzeugt die zurückhaltende Erzählstruktur über kleine Hinweise und kryptische
vorgetragene Texte für die nötige Spannung. Es liegt am Spieler die gegebenen
Elemente zu einem großen Ganzen zusammenzusetzen. Diese Methodik ist
mittlerweile bei Entwicklern sehr beliebt und bekannt, funktioniert in diesem
Kontext aber einwandfrei.
So gut gelungen die Erzählung
ist, so mangelhaft ist leider die spielerische Umsetzung. Das Hauptziel besteht
darin rote Schleifen zu finden, die nach und nach die Geschichte des Patienten
aufdecken. Ihr lauft also durch wunderschöne Gebiete (dazu später mehr) und
sammelt an Hot Spots Gegenstände ein. Habt ihr alle gefunden, geht es in das
nächste Gebiet. Aber es gibt doch noch Rätsel, sagt ihr? Ja, beinahe alle
optional. An dieser Stelle kann man sich schon fragen warum. Ganz einfach, weil
sie einfach keinen Spaß machen. Ich verstehe, dass die Mechanik absolut jeden
Gegenstand mitnehmen zu können, ohne zu wissen ob man ihn überhaupt braucht,
zum Setting passt. Immerhin gehört es zur Demenz Gegenstände oder Verbindungen
nicht mehr zuordnen zu können. Das soll dem Spieler so auch ergehen. Aber das
macht keinen Spaß. Wenn dann noch hinzukommt, dass man immer nur ein Gegenstand
mit sich tragen kann und so immer durchwechseln muss, nervt es endgültig. Die
Rätsel sind zwar allesamt logisch, anspruchsvoll, aber viel zu umständlich und nervig
in der Herangehensweise konstruiert. Aber sind doch optional, dann konzentrier
dich auf Schleifen! Dadurch geht allerdings jegliche spielerische Tiefe und ein
großer Teil der Erzählung verloren. So habe ich mich durch einen Großteil der
Rätsel gequält.
Zum Glück streift ihr auf der
spielerisch langweiligen Suche nach den Schleifen durch eine wunderschöne
Landschaften, die einem Gemälde entsprungen zu sein scheinen. Auch das macht in
der Erzählung Sinn. Die kräftigen Farben zeichnen stimmungsvolle Fischerdörfer,
dunkle Höhlen und Industriekomplexe. Von der stilistischen Umsetzung war ich
echt angetan. Zwar fallen hin und wieder unsaubere Texturen auf, aber das
Gesamtbild stimmt einfach. Selbes gilt für die stimmungsvolle musikalische
Untermalung. Sehr gut gefallen haben mir aber wiederum die englischen Sprecher.
An dieser kommt wie gewohnt das Review als Video:
Kann ich Ether One ankreiden,
dass es die Leiden eines Demenzkranken in die Spielmechaniken integriert? Ich
kann. Spiele sollen Spaß machen. Sie dürfen mich gerne schocken, traurig
stimmen oder sogar mit unbequemen Themen konfrontieren, aber ich muss dabei bei
Laune gehalten werden und das schafft Ether One einfach nicht. Die Suche nach
den Schleifen ist zu langweilig und einfach. Die Rätsel sind zu umständlich und
nervig. Die tolle erzählerische und darstellerische Umsetzung der Thematik
reicht einfach nicht, um aus Ether One ein gutes Spiel zu machen.
Pro:
+ respektvolle und kreative
Auseinandersetzung mit Demenz
+ emotionale Erzählung
+ atmosphärischer Einstieg
+ abwechslungsreiche und
wunderschöne Landschaften
Kontra:
- Suche nach
Erinnerungs-Schleifen langweilig
- nervige und umständliche Rätselmechanik
- Rätsel optional (großer Teil
des Spiels geht verloren)
- Sammeln unzähliger nutzloser
Gegenstände
- nur ein Gegenstand tragbar
Wertung: 5/10
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