Die Barden Bellas haben mich mit ihrem ersten Auftritt tatsächlich überrascht. Ich hatte den Film überhaupt nicht auf den Schirm. Ein Film über A-cappella? Meh. Typischer US College Humor? Meh. Umso überraschender, dass mir vor allem die Gesangseinlagen richtig gut gefallen haben und auch der ab und zu unterirdische Humor mich nicht weiter gestört haben. Pitch Perfect hat nicht nur mir überraschend gut gefallen, sondern war insgesamt ein riesen Erfolg. Kein Wunder also, dass prompt ein zweiter Teil folgen musste. Dabei erleidet Pitch Perfect 2 aber dasselbe Schicksal wie so viele zweite Teile vorher auch. Er ist nicht mehr originell. Ob er trotzdem Spaß macht? Lest weiter!
Die Barden Bellas haben es geschafft, Dank Beca und ihrer Umstrukturierung der Gesangsgruppe konnten sie am Ende des ersten Teiles den nationalen Wettbewerb gewinnen und dürfen nun sogar vor dem Präsidenten auftreten. Nur leider geschieht Fat Amy ein kleines Missgeschick. Die Bellas dürfen ihre Tour nicht fortsetzen. Schlimmer noch, die deutsche A-cappella Gruppe „Das Soundmachine“ übernimmt die Tour und stiehlt so den Bellas die Show. Der einzige Weg die verlorene Ehre zurück zu erlagen und weiter am College nach neuen Talenten suchen zu dürfen ist die Teilnahme und der Sieg bei der A-cappella Weltmeisterschaft. Als wäre das nicht schon fordernd genug, absolviert Beca heimlich ein Praktikum bei einem großen Musikproduzent in L.A., Fat Amy muss mit ihren Gefühlen kämpfen und eine neue Anwärterin wirft abermals das gesamte Konzept durcheinander.
Die Story ist genauso, wie sie sich liest: auswechselbar und überhaupt nicht originell. Nur die großen und kleinen Nebenhandlungen sorgen dafür, dass überhaupt genug Stoff vorhanden ist, um 120 Minuten Film zu füllen. Obwohl das auch nur so halbwegs klappt. Zwar lockern die immer noch sehr unterhaltsamen Gesangseinlagen das Geschehen auf, aber trotzdem schleicht sich die ein oder andere länge ein. Pitch Perfect 2 hat einfach nicht genug Substanz. Der Konflikt zwischen „Das Soundmachine“ und den Barden Bellas ist einfach zu vorhersehbar und viel zu klischeehaft. Es werden keinerlei frische Ideen präsentiert, die die angestaubte Story in irgendeiner Form aufgewertet hätten.
Fast noch schlimmer ist, dass viel des ursprünglichen Humors verloren gegangen ist. Bereits im ersten Teil waren einige Gags unterhalb der Gürtellinie angesiedelt und nicht immer lustig, aber Teil 2 verlässt sich viel zu sehr auf diesen Slapstick. So bekommt Fat Amy deutlich mehr Screentime, die sie mit vulgären Sprüchen füllt. Im Gruppen-Findungs-Camp werden zu offensichtliche Lesben-Witze bedient. Vor allem aber „Das Soundmachine“ zeichnet ein Bild von Deutschen, wie es nur in den USA existieren kann. Das kann sicherlich lustig sein, ist es in diesem Fall aber nicht. Was besonders genervt hat, ist der extreme deutsche Akzent bei englischen Liedtexten. Klar ist das gewollt. Aber Pitch Perfect war vor allem wegen der Musik auch sehenswert. Wenn ich mir jetzt Songs in grauenhaftem Englisch anhören soll, dann geht das nach kürzester Zeit extrem auf die Nerven!
Wo wir schon bei den Gesangseinlagen sind, die stellen immer noch den wahrscheinlich unterhalt-samsten Part des Films dar. Wieder werden allerhand aktuelle Songs A-cappella vorgetragen und mit aufwendigen Tanzeinlagen präsentiert. Da macht das Zuschauen Spaß. Leider musste auch der Story geschuldet werden, dass bei den Bellas alles schief geht. Das heißt, dass Auftritte unweigerlich schlecht sein müssen, damit die Story funktioniert. Wenn ich schlechte Auftritte ansehen möchte, schaue ich DSDS oder Das Supertalent, aber bei Pitch Perfect 2 habe ich gute Unterhaltung erwartet.
Schauspielerisch bleibt Pitch Perfect 2 auf dem Niveau des Vorgängers. Rebel Wilson als Fat Amy kann verdammt lustig sein. In Maßen. Hier sieht man, dass ihr vulgärer Humor auf Dauer zu nervig wird. Hoch anzurechnen ist aber allen, dass sie wirklich hörenswerte Gesangseinlagen trällern kön-nen. Vor allem Anna Kendrick überzeugt mit ihrer Stimme.
Soweit liest sich die Filmkritik nicht sehr berauschend. Ich habe wirklich ziemlich gemeckert, aber alles im Vergleich zum ersten Teil betrachtet. Pitch Perfect 2 ist schlichtweg zu lang und baut über-haupt nicht auf die Stärken des Vorgängers auf. Viel mehr bekommt ihr hier mehr vom Selben mit noch mehr Fat Amy. Unterhaltsam ist der Film dank der gelungenen A-cappella Auftritte allemal. An die Klasse des ersten Films reicht er aber nicht heran. Für Fans des ersten Teils und Fans von Musik-filmen kann ich definitiv eine Empfehlung aussprechen. Schraubt eure Erwartungen allerdings etwas zurück!
Pro:
+ A-cappella Auftritte immer noch sehr unterhaltsam
+ toller Gesang von Anna Kendrick und Co.
+ lockere College-Komödie
+ Fat Amy mit einigen wirklich sehr komischen Momenten
Kontra:
- kaum Story und viel zu banal und auswechselbar
- Lauflänge von 120 Minuten zu lange
- fast schon zu viel von Fat Amy (zu viel Slapstick)
- deutsch-englischer Gesang von „Das Soundmachine“ nervt gewaltig
Wertung: 6/10
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