Ubisoft hat mit Valiant Hearts
bewiesen, dass sie auch als Big Player im Gaming Bereich durchaus richtig
schöne kleine Indie-Perlen produzieren können. Grow Home ist nun der nächste
Versuch einen eher ungewöhnlichen, einfachen Titel auf den Markt zu bringen.
Vielmehr handelt es sich schon fast um eine Tech-Demo. Dazu noch eine bunte Polygon-Optik und perfekt
ist der nächste Indie-Hit? Zudem war es der erste Titel, für den PS Plus
Mitglieder selbst abstimmen konnent. Auch ich habe Grow Home gewählt.
Mittlerweile bereue ich meine Entscheidung. Warum? Lest weiter.
Grow Home versetzt euch in die
Rolle von B.U.D (Botanical Utility Droid). Das ist ein kleiner, roter Roboter,
der auf einem einsamen Planeten ausgesetzt wird und dessen Aufgabe es ist eine
riesige Pflanze zum Wachsen zu bringen und ihre Knospen zu ernten. Mehr
Hintergrundgeschichte oder Story-Telling gibt es nicht. Klettere diese Pflanze
rauf und sorge dafür, dass sie wächst! Das war es. Und mir persönlich hat hier
schon etwas gefehlt. Warum soll ich diese Pflanze wachsen lassen? Was ist das
eigentlich für ein Ding? Wer hat den Roboter dahin geschickt? Alles Fragen, die
nie vom Spiel beantwortet werden oder sogar in irgendeiner Weise thematisiert
werden. Spiele wie Journey haben gezeigt, mit welchen einfachen Mitteln man
eine Geschichte erzählen oder eine interessante Welt aufbauen kann. Grow Home
versagt in diesen Punkten völlig. Viel mehr liegt der Fokus voll auf dem Gameplay.
Das ist im Grunde auch nichts
Schlimmes, wenn es denn funktioniert und Spaß macht. Leider geht auch das in
Grow Home schief. So klettert ihr drei bis vier Stunden (viel länger werdet ihr
nicht zum Durchspielen brauchen) an dieser Pflanze nach oben. Der Clou an der
Sache? B.U.D. steuert sich absolut beschissen. Entschuldigt den Ausdruck, aber
alles andere wäre noch geprahlt. Keine Ahnung wer die Idee hatte, dass es doch
besonders Spaß machen könnte, die Spielfigur so wackelig und störrisch wie
möglich zu gestalten, aber er (oder sie) gehört gefeuert! B.U.D. schafft es
kaum gerade aus zu laufen. Schnelle Richtungswechsel oder gar präzise
Steuerungen sind vollkommen unmöglich. Vor allem wenn ihr schon ordentlich in
die Höhe geklettert seid, führt dieser Umstand zu den ein oder anderen langen
Fall. Das frustriert! Es mag ja anfangs noch lustig aussehen, wie dieser B.U.D.
über die eigenen Füße stolpert, aber irgendwann habe ich mir noch gewünscht,
dass der kleine einfach mal still steht! Und das ist wirklich schade, denn der
Ansatz, dass ihr gesteuert greifen müsst, indem ihr die beiden Trigger-Tasten
für die jeweilige Hand betätigt, als sehr interessant. Dadurch verkommen die
Klettereinlagen nicht zum simplen „Drücke deinen Stick in die gewünschte Richtung“-Passagen.
Ein größeres Problem ist die
fehlende Abwechslung. Okay, das Spiel ist schon nicht sehr lang und gerade
deshalb ist es bezeichnend, dass es trotzdem dann noch langweilig wird. Das
Spiel versucht zwar durch Sammelgegenstände, die neue Fähigkeiten freischalten
und wenigen neuen Hilfsmitteln ein wenig Abwechslung zu erzeugen, wirklich
gewirkt hat es aber nicht. Einfach 100 Scherben auf dem Planeten zu verteilen
und zu sagen: „Hier hast du genug zu tun“ reicht mir nicht! Das typische
Ubisoft-Dilemma! Auch die großen Laubblätter, die zum Gleiten genutzt werden
können oder Blütenblätter als Fallschirme zu missbrauchen, ändert kaum etwas an
der vorherrschenden Monotonie. Ihr klettert halt die ganze Zeit diese Pflanze
nach oben, sucht die Knospen, verlängert diese zu bestimmten Punkten und macht
so weiter bis die Pflanze die gewünschte Höhe erreicht hat. Zwischendurch
stürzt immer mal wieder ab. SCHNARCH!
Basierend auf der Unity Engine
hätte man vielleicht wenigstens optisch etwas reißen können, aber weil es ein
Indie-Siel ist, muss man ja auf eine minimalistische Polygon-Darstellung
setzen. Knackige Farben, so gut wie keine Texturen und harte Kanten. Von weitem
mag das Ansprechend aussehen, aber nach 10 Minuten hatte ich mich satt gesehen
und irgendwie auf den einen Aha-Moment gewartet. So sollte mit der Optik
Aufmerksamkeit generiert werden, die in keiner Weise gerechtfertigt wird.
Ihr seht also, dass Grow Home so
gar nicht meinen Geschmack getroffen hat. Vor allem das schwammige Gameplay hat
das Erlebnis für mich versaut. Einige mögen ihren Spaß an dem ungeschickten
Roboter haben, mich hat er einfach nur ziemlich schnell genervt. Eine
Weiterempfehlung kann ich daher nicht aussprechen. Das nächste Mal überlege ich
etwas länger, wenn es bei PS Plus was zu wählen gibt!
Pro:
+ interessante, anspruchsvolle
Klettermechanik
+ ungeschickter Roboter in den
ersten Minuten lustig (danach nervig!)
Kontra:
- gewollt, grauenhafte Steuerung
(WARUM?!)
- null Story oder
Hintergrundinformationen
- monotones Gameplay, das selbst
bei der Kürze langweilig wird
- langweilige Polygon-Optik
Wertung: 2/10
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