Wer meinen Blog oder auch meinen
Youtube-Kanal schon etwas verfolgt, wird wissen, dass ich gute Horror-Spiele
liebe. Wie kann Angst überhaupt Spaß machen? Was bringt mich dazu, mich immer wieder
in Situationen zu begeben, in denen ich eigentlich gar nicht sein will? Kaum
ein anderes Genre hat das Potential den Spieler völlig zu fesseln, zu
überraschen und ihn einen wilden Rausch der Gefühle zu verpassen. Damit das mit
der Angst aber auch klappt, muss ein Horror-Titel auf vielen verschiedenen
Ebenen überzeugen. Und was mich das Fürchten lehrt, erfahrt ihr jetzt. Viel
Spaß!
1. Mach mich zum Opfer
Entwickler bedienen sich
mittlerweile immer wieder beim selben Grundkonzept. Stecke den Spieler mit gar
keinen Verteidigungsmöglichkeiten in eine feindselige Umgebung und lass ihn um
sein Leben rennen. Ich finde auch, dass wahrer Horror nur möglich ist, wenn ich
jederzeit spüre, dass ich hilflos unterlegen bin und der Tod jederzeit hinter
jeder Ecke lauert. Splatter- und Gore-Festivals in denen der Spieler sich
seinen Weg mit extremer Feuerkraft durch allerhand Ungetier metzeln kann,
erfüllen für mich nicht den Anspruch eines guten Horror-Spiels. Aber muss man
unbedingt komplett schutzlos ausgeliefert sein? Ich finde nein! Viel mehr kommt
die Angst von dem Gedanken, sich seine Ressourcen nicht richtig eingeteilt zu
haben. Gebt mir äußerst limitierte Mittel und das Gefühl, das jedes einzelne
Item äußerst wertvoll und wichtig ist. Und zwar so, dass meine Ressourcen
irgendwann zwangsläufig ausgehen müssen. Sei es aufgrund der Knappheit oder
basierend auf der Story. Dieses „Fuck wie soll ich denn das jetzt ohne
Hilfsmittel schaffen?“-Gefühl verstärkt die Angst dadurch umso mehr. Dazu noch
das Gefühl, das all das mühsam angesammelte Equipment mit einem Schlag dahin
ist und perfekt ist das Gefühl der Hilflosigkeit!
2. Es gibt keinen Ausweg
Aufbauend auf meinen ersten Punkt
ist das Leveldesign in Horror-Spielen verdammt wichtig. Gib mir bloß nicht zu
viel Raum und biete mir keinerlei Auswege. Ein großer Teil des Horrors besteht
auch darin, sich dem Grauen definitiv stellen zu müssen und keinen Weg daran
vorbei zu finden. Das heißt nicht, dass es keine sicheren Bereiche geben soll.
Aber ein gutes Horror-Spiel muss mich immer wieder zwingen, die sicheren
Gebiete zu verlassen, mich aktiv in Gefahr zu bringen, wenn ich vorankommen möchte.
Platziert den rettenden Ausgang direkt beim Ursprung der Angst. Gutes Beispiel,
Alien Isolation. ACHTUNG SPOILER! Ihr werdet in das Nest des Alien verschleppt.
Aber anstatt so schnell wie möglich von dort zu verschwinden, werdet ihr
gezwungen noch tiefer in den triefenden Morast zu dringen, um dort überhaupt
erst einen Ausweg freizuschalten. Ihr wollt dort nicht rein, müsst aber. Das erzeugt
Spannung und noch viel wichtiger Angst! Aber nicht nur Auswege im wörtlichen
Sinn sollten verschlossen bleiben, sondern auch bei moralischen Themen. So kann
auch eine schwierige Entscheidung, die unbedingt getroffen werden muss und
eventuell unangenehme Folgen nach sich zieht zum Horror beitragen.
3. Spiele mit meinem Verstand
Ich will und darf in einem
Horror-Spiel nie wirklich wissen, oder jedenfalls nicht bis zum Ende, was zur
Hölle hier eigentlich abgeht und wie ich es aufhalten kann. Ein gutes
Horror-Spiel lässt sich mich zweifeln, fordert und verdreht meinen Verstand.
Führt mich auf Irrwege und lässt mich mit der Zeit immer mehr an mir selbst
zweifeln. Ein gutes Horror-Spiel braucht einfach diese gewissen WTF-Momente.
Das war zum Beispiel eine der großen Stärken eines gewissen „The Evil Within“. Immer
wieder kommt es zu merkwürdigen Schauplatzwechseln, merkwürdigen Erscheinungen
und allgemein ist man als Spieler nie so ganz sicher, was eigentlich real ist
und was nicht. Was passiert hier? Ein weiterer starker Vertreter ist an dieser
Stelle zum Beispiel Silent Hill.
4. Schockiere mich…richtig
Knackpunkt Jump Scares. Ja oder
Nein? Ich kann hier nur ganz klar JEIN sagen. Jump Scares sind mit Sicherheit
das einfachste Mittel, um den Puls kurzzeitig in die Höhe zu treiben. Gut
platziert können sie durchaus ihren Zweck erfüllen. So wandert ihr stundenlang
durch enge, verlassene Gänge und auf einmal springt euch etwas an. Das kann
Angst machen. Viel wichtiger ist aber, diese Momente unvorhersehbar und nicht
zu zahlreich zu gestalten. Im Minutentakt erschrocken zu werden, nutzt sich
einfach zu schnell ab. Horror-Games können auf einer anderen Ebene aber noch
viel stärker schockieren. So können sie menschliche Abgründe offenbaren, mir
etwas vor Augen führen, dass mich vor allem emotional mitnimmt. Damit meine ich
nicht unzählige entstellte Leichen und literweise Blut, sondern den richtig
schönen subtilen Psycho-Horror. Kopfkino ist das Stichwort. Unser Verstand
schafft es am besten den Horror perfekt auf unser persönliches Befinden
zuzuschneiden. Gebt dem Spieler ein paar verstreute Hinweise und lasst ihn
selbst das grauenhafte Bild zusammen puzzeln. Das ist mit Sicherlich die
schwierigste Art und Weise für Entwickler Angst zu erzeugen, aber in meinen Augen
definitiv die effektivste. Ein verlassenes Waisenhaus, geisterhaftes
Kinderlachen und hier und da Hinweise in Form von merkwürdigen kindlichen Kritzeleien
oder verstörenden Tagebucheinträgen, da habt ihr euren Grusel!
5. Ich will nicht, aber ich muss einfach!
Ein Gefühl zeigt mir letztendlich
ganz deutlich, dass ein Horror-Spiel sein Ziel erreicht hat. Wenn ich mich
kurze Zeit nachdem ich das Spiel gestartet habe eigentlich schon wieder Frage „Warum
zur Hölle tust du dir das eigentlich an?“ und ich dann aber trotzdem zögerlich
immer weiter voranschreite und mich einfach nicht losreißen kann, ja dann hat
der Horror funktioniert. Ein wirklich gutes Horror-Spiel muss diese allen
Verstand trotzende Sogwirkung aufbauen. Ich will eigentlich gar nicht wissen,
was hinter der nächsten Tür lauert, aber aus irgendeinem Grund werde ich wie
magisch angezogen. Ich öffne die Tür und „AAAAH Scheiße!! Ich wusste, dass eine
doofe Idee war! FUCK, FUCK, FUCK!....“ Nur um nach dem Schrecken festzustellen „Oh
noch ein Durchgang… Da weint doch jemand… Hilfe ich will nicht… Aber... ich… muss…
einfach… wissen… was… da… FUUUUUUCK!!!“ Ein Beispiel, was mir erst kürzlich
passiert und mir vermutlich lange im Gedächtnis bleiben wird, stammt aus „Layers
of Fear“. Dort erscheint plötzlich die Nachricht „Dreh dich nicht um!“ Jede
Faser deines Verstanden sagt dir „Tu es verdammt nochmal nicht!“. Aber natürlich
dreht man sich um und wird prompt von einer geisterhaften, verformten Gestalt
erschrocken.
Das sind also die Zutaten und die
Momente, die ein Horror-Spiel für mich auszeichnen und was mich das Fürchten
lehrt. Leider ist mir noch nie ein Spiel untergekommen, das tatsächlich all
diese Punkte vereint. Aber natürlich möchte ich noch wissen, was euch bei
Horror-Spielen wichtig ist und wovor ihr Angst habt. Schreibt es mir in den
Kommentaren, ich freu mich drauf!
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