Return to Sender - das falsche Opfer: lahmes Täter-Opfer-Spielchen


Nach ihrer herausragenden Leistung in Gone Girl gehört Rosamund Pike zu den Namen, die mich aufhorchen lassen. In Return to Sender darf sie abermals in eine Rolle schlüpfen, die vielen aus ihrem vorherigen Werk bekannt sein dürfte. Da alles wieder verpackt in einem Thriller, bei dem nie ganz klar ist, wer hier eigentlich der Täter und wer das Opfer ist? Klingt doch großartig! Nur leider schafft es Return to Sender nicht einmal ansatzweise an die Stärken von Gone Girl anzuknüpfen und woran das genau liegt, erfahrt ihr in dieser Filmkritik.

Miranda Wells lebt in einer kleinen Stadt, arbeitet dort als Krankenschwester und lässt sich gerade zur OP-Krankenschwester weiterbilden. Alles läuft gut und sie will sich in naher Zukunft ein neues Haus kaufen. Nur der passende Mann an ihrer Seite fehlt und so überredet sie eine ihrer Freundinnen zu einem Blind Date. Am Tag des Dates steht plötzlich ein Mann vor ihrer Tür den sie fälschlicherweise für ihr Blind Date hält. Sie bittet ihn herein und wird von dem Fremden in ihrem Haus vergewaltigt. Sie kann ihn aber noch identifizieren und so wird der Mann verhaftet. Diese Tat hat aber noch weitreichender Folgen. Niemand will noch ihr altes Haus kaufen, weshalb der Umzug nicht stattfinden kann. Außerdem zittert ihre rechte Hand seitdem unkontrollierbar, wodurch sie nicht mehr für den OP geeignet ist und den angestrebten Job nicht ausüben kann. Miranda ist körperlich und seelisch am Ende. Bis sie den Entschluss fasst, ihren Vergewaltiger zu schreiben und sogar anfängt ihn im Gefängnis zu besuchen. Dabei entwickelt sich sogar eine seltsame Freundschaft, wenn nicht sogar mehr. Oder verfolgt Miranda einen ganz anderen Plan?

So niedergeschrieben bietet die Story einiges an Potential. Eine verletzte Frau, die auf einen Schlag so ziemlich alles verloren hat und wieder versucht mit ihrem Leben klarzukommen und die seltsame Beziehung zu ihrem Vergewaltiger klingen an sich echt nicht übel. Dazu eine gehörige Portion Ungewissheit und Spannung und wir haben hier einen Hit. Leider fehlen genau diese beiden letzten Zutaten. Die Story ist viel zu vorhersehbar und viel zu lahm erzählt. Während man im Gone Girl lange rätseln muss, wem man trauen kann und wem nicht, ist die Rollenverteilung in Return to Sender jederzeit klar. Auch die seltsame Beziehung zwischen Opfer und Täter ist zu durchsichtig. Zwar versucht der Film auf ein bitterböses Ende hinauszulaufen, traut sich auf diesem Weg aber zu wenig. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber bestimmte Ereignisse, die im Film schockieren oder überraschen sollen, funktionieren einfach nicht. Auch wo der Film seine FSK 16 her hat, ist mir ein Rätsel. Insgesamt traut sich der Streifen einfach nicht genug.

Diese erzählerischen und inszenatorischen Schwächen sind echt schade. Nicht nur weil das vorhandene Potential nicht ansatzweise ausgeschöpft wird, sondern weil Rosamund Pike trotz ihrer hervorragenden Leistungen einfach nicht noch mehr herausholen konnte. Sie macht einen wirklich großartigen Job, aber das schwache Drehbuch bietet ihr nicht genug Grundlage zum Glänzen. (Versteht man was ich meine?) Enttäuscht war ich dagegen von Nick Nolte in der Rolle von Mirandas Vater. Keine Ahnung ob es der deutschen Synchronisation lag, aber seine Figur wirkte äußerst platt. Auch Shiloh Fernandez als Vergewaltiger William macht zwar keinen schlechten Job, aber irgendwie will der Funke nicht so recht überspringen.

Die filmische Umsetzung ist Standardkost ohne wirkliche Höhepunkte oder große Fauxpas. Gleiches gilt für den Soundtrack, den ich mittlerweile schon wieder vergessen habe. Das spricht für sich.

Insgesamt bleibt bei Return to Sender abschließend zu sagen, dass es sich um einen Film handelt, der unglaublich viel Potential hat, dieses aber links liegen lässt und maximal Durchschnittskost bietet, die man kurz nach dem Abspann wieder vergessen hat. Nicht einmal eine überzeugende Rosamunde Pike kann dem Film irgendetwas Hochwertiges verleihen. Ist Return to Sender deswegen ein schlechter Film? Nein! Aber gemessen an meinen Erwartungen definitiv eine Enttäuschung.

Pro:
+ interessanter Grundgedanke mit sehr viel Potential
+ überzeugende Leistung von Rosamund Pike

Kontra:
- viel zu vorhersehbar und lahm erzählt, nicht mutig genug
- Potential wird links liegen gelassen
- enttäuschender Nick Nolte
- filmisch, sowie audiotechnisch höchstens Mittelmaß

Wertung: 4,5/10

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