In den letzten Monaten hat man immer wieder über polizeiliche Gewalt gegenüber Schwarzen in den USA gehört. Bereits im jungen Jahr 2009 kam es zu einem Vorfall bei dem der Afro-Amerikaner Oscar Grant von einem Polizisten erschossen wurde. Das extreme an der Geschichte, man schoss dem 22 jährigen in den Rücken als dieser bereits am Boden lag und keinen Grund zu einer solch extremen Gewaltanwendung gab. Nächster Halt: Fruitvale Station von Regisseur Ryan Coogler und Produzenten Forest Whitaker erzählt die Geschichte dieser fatalen Silvesternacht. Leider verpasst es der Film in den ersten Minuten die nötige Spannung aufzubauen. Dennoch sollte man sich diesen Film auf jeden Fall einmal genauer ansehen.
Der Film erzählt die letzten 24 Stunden des Lebens von Oscar Grant. Der war alles andere als ein Heiliger. Saß wegen Drogenhandels im Gefängnis. Seine Arbeitsmoral lässt zu wünschen übrig und der perfekte Familienvater ist er auch nicht. Aber er will sich für seine kleine Tochter ändern. Gemeinsam mit seiner Familie feiert er am Silvesterabend den Geburtstag seiner Mutter und geht dann mit seiner Freundin feiern. Doch nach Hause kommt er nicht mehr. Auf dem Heimweg gerät er in der S-Bahn in eine Schlägerei. Die Polizei wird gerufen. Diese behandelt die etwas betrunkenen Freunde nicht besonders gut, die Situation wird zunehmend aggressiver, am Ende fällt ein Schuss und der 22 jährige Oscar wird ein weiteres Opfer von überzogener Polizeigewalt.
Dass ich jetzt eigentlich den ganzen Film gespoilert habe, ist nicht wirklich schlimm, denn genau das ist eigentlich von Anfang an geplant. Fruitvale Station geht es ganz darum diesen Oscar Grant zu porträtieren und zu zeigen, dass er als weißer heute wahrscheinlich noch leben würde. Und das Ende des Films schafft das auch mit Bravour. Der Zwischenfall wird kraftvoll und schonungslos inszeniert, die Trauer der Angehörigen im Anschluss ist deutlich spürbar. Diese Wucht über die gesamte Lauflänge und das wäre ein wahres Meisterwerk geworden. Leider verschenkt der Film zu Beginn viel zu viel, da er es einfach nicht schafft Spannung aufzubauen. Zu lange wird Oscars Beziehung zu Frau und Kind, seine Vergangenheit und seine Einstellung zur Arbeit behandelt. Der eigentliche Zwischenfall bekommt meiner Meinung nach viel zu wenig Screentime.
So können auch die Schauspieler erst spät richtig glänzen, da vorher zu viele Banalitäten gezeigt werden. Wenn es dann aber ans Eingemachte geht, blühen Michael B. Jordan, der mir in Creed schon sehr gefallen hat, Octavia Spencer und Melonie Diaz richtig auf. Vor allem Octavia Spencers Performance als trauernde Mutter am Ende des Films ist großartig!
Nächster Halt: Fruitvale Station ist auf jeden Fall hoch anzurechnen mit welcher Klarheit und Wucht der Film es schafft, die Sinnlosigkeit dieser Polizeiaktion darzustellen und allgemein das Thema Gewalt gegen Schwarze in den USA in den Fokus zu stellen. Nur schafft es der Film leider in den ersten Minuten nicht die nötige Spannung aufzubauen und wickelt das eigentliche Geschehen zu schnell ab. Trotzdem kann ich eine Empfehlung aussprechen. Denn auch wenn die Tat an sich etwas kurz kommt, sie wird hervorragend inszeniert.
Pro: | Kontra: |
+ wichtiges Thema, kraftvoll inszeniert
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- kommt sehr langsam in Fahrt
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+ Schauspieler überzeugen in den wichtigen Momenten
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- eigentliche Tat zu kurz porträtiert
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+ taktvoller Umgang mit den Geschehnissen
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- Warum werden die Konsequenzen (Unruhen) nicht mit dargestellt?
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