Stephen Kings Roman „Das Spiel“
galt lange als unverfilmbar. Netflix hat sich allerdings an die Materie gewagt
und mit Mike Flanagan einen Regisseur an den Stoff herangelassen, der mich mit
seinen Werken bisher nur bedingt überzeugen konnte. Ist „Das Spiel“ also
endlich mal wieder eine positive Netflix-Überraschung oder verfliegt der
Spielspaß hier viel zu schnell?
Tödliches Liebesspiel
Wir erleben wie das Ehepaar
Gerald und Jessie versuchen ihre Ehe zu retten und vor allem das Liebesspiel
wieder ein wenig aufzupeppen. So fahren sie zu ihrer abgelegenen Hütte, wo sie
sich mal wieder so richtig austoben wollen. Es dauert nicht lange und schon
geht Gerald zur Sache. Er fesselt seine Frau mit Handschellen ans Bett und
beginnt mit seinem Rollenspiel. Doch das Ganze läuft recht schnell aus dem
Ruder. Plötzlich bricht Gerald mit einem Herzinfarkt zusammen und stirbt.
Jessie bleibt alleine und ans Bett gefesselt zurück. Als sich dann noch ein
hungriger Hund Zutritt verschafft, beginnt ihr Kampf ums Überleben.
Alleine die Ausgangslage ist
schon so absurd, im Ansatz komisch und im Endeffekt tatsächlich sehr spannend.
Doch in „Das Spiel“ verbirgt sich weit mehr als man auf den ersten Blick
erwartet. Während die arme Frau mit Durst, Müdigkeit und eingeschlafenen
Gliedmaßen kämpft, verliert sich ihr Verstand immer mehr in ihrer
Vergangenheit. So muss sie sich Dingen stellen, die sie seit langem versucht
hatte zu verdrängen.
Ich habe nicht erwartet, welche
Richtung der Film einschlägt und wurde am Ende tatsächlich extrem positiv vom
emotionalen Tiefgang überrascht. Es geht eben nicht nur um eine Frau die
körperlich, sondern vor allem seelisch über sich hinauswachsen und sich dabei
in mehrfacher Hinsicht aus ihren Fesseln befreien muss.
Nur die Auflösung rund um einen
nächtlichen Besucher fand ich etwas zu platt, aber da orientiert sich der Film
an der literarischen Vorlage. Was soll man da also machen?
Nichts für flaue Mägen
Neben der Erzählung hat mich auch
die Inszenierung in mehrfacher Hinsicht überrascht. Nicht nur weil auf einmal
Figuren auftreten, mit denen man nicht mehr gerechnet hat, sondern auch weil
der Film ungemein explizit und recht eklig werden kann. Nicht nur der hungrige
Hund geht recht rücksichtslos vor. Vor allem eine bestimmte Szene im letzten
Akt war selbst mir teilweise zu hart. Was ihr zu sehen bekommt, ist verdammt
hart, eben weil es so extrem realistisch und schmerzhaft eingefangen ist. Ob
man das mag, hängt von jedem selbst ab, es unterstützt aber ohne jeden Zweifel
die Dramatik und Intensität des Films.
Neben all der expliziten Gewalt,
weiß der Film aber auch wie man schöne Bilder einfängt. So gibt es einige echt
schöne Landschaftsaufnahmen und dank einer Sonnenfinsternis auch immer wieder
recht surreal anmutende Einstellungen. Das hat mir sehr gut gefallen.
Spürbare Verzweiflung
Das größte Lob geht aber an Carla
Gugino, die den Film fast alleine auf ihren gefesselten Schultern trägt. Dass
ein Film, der fast ausschließlich eine ans Bett gefesselte Frau zeigt, so
unterhaltsam und spannend ist, ist allein ihr zu verdanken. Denn sie schafft es
jederzeit die Gefühlslage der Frau glaubhaft zum Zuschauer zu transportieren.
Man fühlt einfach mit ihr mit. Eine ganz starke Leistung!
Vergessen wir aber nicht einen
gewissen Bruce Greenwood, der den Ehemann verkörpert. Auch er hat mir in seiner
Rolle extrem gut gefallen. Ich möchte nicht verraten, woran genau das lag, aber
er schafft es hervorragend die entsprechenden Eigenschaften seiner Figur zu
verkörpern.
Diese Kritik könnt ihr euch als Video anschauen:
Diese Kritik könnt ihr euch als Video anschauen:
Fazit
Am Ende bleibt nur zu sagen, dass
diese Romanverfilmung eine der besten Stephen King Adaptionen ist, die ich
bisher gesehen habe. Das liegt wie bereits erwähnt an den starken
Charakterdarstellern, der überraschenden emotionalen Tiefe und einer Härte, die
ich so nicht erwartet habe. Zwar gibt es die eine oder andere Szene, die ich so
nicht gebraucht hätte, aber im Ganzen wurde ich wunderbar unterhalten. Freunde
von skurrilen Horrorfilmen mit starken Mägen sollten hier auf jeden Fall Spaß
dran haben.
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