Nach der geballten Rennaction der
letzten Artikel gehen wir es nun etliche Stufen ruhiger, aber nicht minder
spannender an. Der Film Gravity sollte so ziemlich jedem ein Begriff sein und das
Spiel, um das es heute gehen soll, könnte man fast als Spiel zum Film
betrachten. Denn heute dreht sich alles im Adr1ft. Aber kann das Spiel die
Faszination Weltraum auch richtig einfangen oder geht dem kleinen Indie-Titel
ziemlich schnell die Luft aus?
Versteckter Tiefgang
Die Ausgangslage ist alles andere
als rosig. Ihr erwacht im All, unter euch die vertraute blaue Kugel und um euch
herum die Trümmerteile eurer Raumstation. Kein Wunder, dass das Ziel lautet, so
schnell wie möglich zurück zur Erde zu kommen. Aber so einfach ist das nicht.
Denn bevor ihr in eine der Rettungskapseln steigen dürft, müssen einige Systeme
der Station repariert werden. Also beginnt ihr euren Streifzug durch die
umherschwebenden Trümmer, repariert ein Modul nach dem anderen und deckt
nebenbei auf, was sich auf der Station so abgespielt hat.
Und genau dieses „Was ist hier
passiert?“ ist gar nicht mal so übel, wird aber unter aller Sau erzählt. So
könnt ihr euch an Terminals alte Email-Verläufe ansehen, alte Audioaufnahmen
finden und hin und wieder meldet sich eine Stimme auf dem Off. Das ist aber
alles so vertrackt und beinahe schon versteckt erzählt, dass man nur als sehr
aufmerksame Spieler überhaupt etwas vom Drama mitbekommt. Denn die Geschichte
rund um die fünfköpfige Crew, ihre Einzelschicksale, das große Ziel und die
eigentliche Katastrophe ist tatsächlich sehr emotional und tiefgründig. Leider
kommt man da nur sehr schwer heran. Eine direktere Erzählweise hätte mir hier
deutlich besser gefallen.
Einfach schweben, schweben, schweben…
Beim Gameplay erwartet euch hier
ein dreidimensionaler „Walking Simulator“, nur das ihr hier nicht lauft,
sondern durch eure Schubdüsen die Schweberichtung ändert. Das Clou, jede
Betätigung der Schubdüsen, reduziert gleichzeitig euren Sauerstoffvorrat. Geht
der zur Neige heißt es Game Over. Auch führen zu harte oder häufige
Zusammenstöße mit der Umgebung zum virtuellen Ableben. Nur ist mir das nicht
ein einziges Mal passiert. Sauerstoffbehälter sind zahlreich und wohlplatziert
verteilt, wodurch langsame Spieler eigentlich nie in Nöte geraten sollten. Man
muss sich nur anpassen. Ein kleiner Schubs in die richtige Richtung und dann
einfach schweben lassen.
Und genau dieses Schweben fühlt
sich großartig an. Das Gefühl der Schwerelosigkeit wurde in meinen Augen
perfekt eingefangen. Schon bald verliert man das Gefühl von Oben und Unten und
gleitet anmutig durch die zerstörte Station.
Da konnte ich auch verzeihen,
dass ihr im Grund immer das gleiche macht. Defektes Modul ausfindig machen, zum
Zielpunkt schweben, Kernstück neu generieren und zurück zur Basis schweben. Das
macht ihr dann insgesamt vier Mal und das Spiel ist vorbei. Zwar wird die
Navigation immer ein wenig komplexer, aber wirklich neue Gameplay-Elemente
kommen im Verlauf der ca. 3 Stunden nicht hinzu. Gebraucht habe ich sie aber
auch nicht.
Faszination Weltall
Denn das eigentliche Highlight
von Adr1ft ist nicht etwa die Story oder das Gameplay, sondern dieser
wunderschöne Anblick der Erde, die erhaben unter euch liegt. Immer wieder
verlasst ihr die Station und könnt diese große, blaue Kugel unter euch
betrachten. Adr1ft ist einfach nur wunderschön. Auch das Schweben durch die
umherfliegenden Trümmer sieht einfach großartig aus. Hier trumpft Adr1ft voll
auf. Dazu kommen dann noch Momente in denen leise Musik mit der fantastischen
Kulisse kombiniert wird und perfekt ist die wunderschöne Atmosphäre.
Auch diesen Test könnt ihr euch als Video anschauen:
Auch diesen Test könnt ihr euch als Video anschauen:
Fazit
Adr1ft ist wieder einmal mehr ein
interaktives Erlebnis als ein „echtes“ Videospiel. In meinen Augen ist es aber
ein Erlebnis, das man sich auf jeden Fall einmal genauer anschauen sollte. Nicht
nur die Optik ist fantastisch. Durch das langsame Gameplay wirkt Adr1ft
wunderbar entschleunigend und gewissermaßen beruhigend. Ich jedenfalls konnte
hier perfekt abschalten, runterfahren und wunderschöne die Szenerie auf mich
wirken lassen. Und genau deswegen ist mir Adr1ft auch eine Empfehlung wert.
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