Ad Astra - Zu den Sternen: Wir sind alles was wir haben


Es gibt Filme, die reißen einen sofort mit, die machen Spaß und sind großartig inszeniert. Aber sobald der Bildschirm aus ist, verpufft jegliche Wirkung auch wieder. Und dann gibt es wiederrum Filme, die beim ersten Anschauen gar nicht so recht greifen wollen. Filme, die sich erstmal nicht so auszeichnen können. Die aber genau dann, wenn der Abspann gelaufen ist, anfangen zu arbeiten. Filme, deren Ideen ein nicht mehr so recht loslassen wollen und dann mit einem Schlag all ihre Kraft entfalten. Genauso ein Film ist Ad Astra.

Auf der Suche nach dem Sinn

Zuerst muss ich euch sagen, dass der Trailer den finalen Film nicht einmal annähernd beschreibt. Ja, Ad Astra erzählt oberflächlich betrachtet eine spannende Weltraum-Geschichte, in der ein mutiger Held eine anstehende Katastrophe verhindern muss. Aber diese Geschichte rückt sehr schnell in den Hintergrund. Denn Ad Astra erzählt viel mehr die Geschichte des Protagonisten Roy McBride und ist eher als Charakterdrama, denn als Space Opera anzusehen.

Denn während sich unser Protagonist furchtlos durch unzählige knifflige und gefährliche Situationen kämpft, sind es vor allem zwischenmenschliche Beziehungen, die ihm Angst machen. So stürzt er zum Beispiel aus großer Höhe auf die Erde oder schwimmt durch unterirdische Seen und dabei steigt sein Puls nie über 80. Kommt es jedoch zu zwischenmenschlichen Beziehungen bröckelt seine steinharte Fassade. Ad Astra beschreibt so viel mehr die anstrengende Reise eines Mannes zu sich selbst.

Bilderpracht und Emotion

Und diese Reise sieht fantastisch aus! Ad Astra zaubert wunderschöne Bilder auf den TV, die erhaben mit toller Musik unterlegt werden. Immer wieder kommt es zu Einstellungen, die man sich als Kunstwerk an die Wand heften könnte.

Dazu hat mich die nüchterne und distanzierte Inszenierung echt fasziniert. Einerseits spiegelt die filmische Umsetzung perfekt die Probleme seines Protagonisten wieder, auf der anderen Seite passieren so ganz viele Dinge einfach beiläufig. Ich musste oft lesen, dass Ad Astra zu langsam erzählt oder gar langweilig sei. Das kann ich ehrlich nicht verstehen! Es passiert vor allem in der ersten Stunde so verdammt viel, dass ich mir sogar etwas mehr Zeit gewünscht hätte. Nur wird alles komplett nüchtern und ohne großes Tamtam präsentiert. Vermutlich fehlt das vielen Zuschauern. Aber muss man mir wirklich jeden Moment so aufdrücken oder wirkt es vielleicht nicht doch beeindruckender, wenn man gewisse Dinge einfach so geschehen lässt?

Zugegeben, gegen Ende nimmt der Film etwas zu viel Tempo raus und es gab eine Szene, die ich ziemlich überflüssig fand. Aber insgesamt gibt hier schon sehr wenig auszusetzen.

Gar nichts auszusetzen gibt dagegen an Brad Pitts schauspielerischer Leistung. Zunächst trägt er natürlich den ganzen Film. Seine Schauspielkollegen bekommen im Vergleich so wenig Screen Time, dass ich es mir an dieser Stelle spare weitere von Ihnen zu bewerten. Denn die Kamera klebt regelrecht an Brad Pitt, zeigt jede noch so kleine Regung und Emotion. Und so hat es mich echt begeistert, wie er es schafft mit kleinsten Ausdrücken extrem viel Gefühl zu zeigen. Ad Astra gehört für mich zu seinen bisher besten Darstellungen!

Fazit

Die weite Reise eines Mannes zu sich selbst und wieder zurück zu seinen Mitmenschen. Wunderschön gefilmt, erzählt Ad Astra ein nüchtern und distanziert inszeniertes Space-Drama, das vor allem im Nachgang wirkt. Während ich den Film so sah, hat es mich nicht wirklich mitgerissen. Aber kurz nachdem der Abspann gelaufen war, fing das Hirn an zu arbeiten und das Gesehene zu verarbeiten und genau dann entfaltete Ad Astra seine ganze Kraft. "Ich warte auf den Tag, an dem meine Einsamkeit endet" ist so ein Zitat, das immer wieder hervorgehoben wird. Mir ist jedoch "Wir sind alles was wir haben" bedeutend stärker im Kopf hängengeblieben. Ad Astra ist sicher nicht für Jedermann, aber mich hat er auf einer ganz persönlichen Ebene angesprochen. Dabei leistet sich der Film leider kleine Schnitzer und die ein oder andere Szene, die es in meinen Augen gar nicht gebraucht hätte. Der überaus positive Gesamteindruck und die tiefgehenden, im Gedächtnis bleibenden Gedanken bleiben dennoch bestehen. Ad Astra ist ganz großes Kino!

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