Streets of Rage 4: Schön, aber angestaubt


Nachdem ich mit Absolum eine der größten Überraschungen des Jahres erlebt hatte, wollte ich unbedingt sehen, wo die Reise dieses Entwicklerteams ihren Ursprung nahm. Also habe ich mir Streets of Rage 4 vorgenommen. Ein Spiel, das viele der Stärken von Absolum bereits erkennen lässt, vor allem in Stil, Präsentation und Energie. Doch spielerisch merkt man schnell, dass hier noch ein früherer Schritt in ihrer Entwicklung steht: charmant, gut gemacht, aber eben auch ein bisschen angestaubt.

Peitschen-Ladies und Muskel-Cops

Das fängt für mich schon bei der Story an, von der bei mir absolut gar nichts hängengeblieben ist. Man fängt einfach an sich durch irgendwelche Gassen zu prügeln, landet irgendwann in einer Polizeistation, auf einem Schiff oder einer alten Burg. Überall warten ausgefallen designte Gegner, es gibt kurze, völlig überdrehte Dialoge und dann ist es nach wenigen Stunden auch schon wieder vorbei.


Absolum hat auch keine ausschweifende Geschichte erzählt, konnte aber mit einer interessanten Spielwelt und viel Hintergrundrauschen auftrumpfen. Das fehlt mir bei Streets of Rage 4 komplett. Hier werden wirklich nur ganz lose Brotkrumen ausgestreut und sich voll und ganz auf die Prügelei fokussiert. Charaktere, Gegner, Gebiete, nichts davon hat mich auch nur ansatzweise interessiert. Das ist gerade bei der bildhübschen, handgezeichneten Präsentation wirklich schade.

Handgemalte Kunst

Nach Shinobi und Absolum ist die fantastische Präsentation zwar keine Überraschung mehr, das mindert aber in keiner Weise die Qualität. In Streets of Rage 4 haben sie bewiesen, wie gut handgemalte Charaktere, Kulissen und Animationen aussehen können. Nach Shinobi und Aboslum kann man deutlich erkennen, wie sich die Technik weiterentwickelt hat und dennoch ist Streets of Rage 4 auch heute noch optisch beeindruckend.


Charaktermodelle sind fantastisch gestaltet und noch besser animiert. Die Stages stecken voller kleiner Details. Das Gesamtbild ist erfrischend bunt, verspielt und einfach immer wieder wunderschön. Gepaart mit dem nostalgisch angehauchten Soundtrack entsteht eine Inszenierung, bei der ich gar nichts auszusetzen habe.

Streets of Rage 4 sieht einfach cool aus und klingt sogar noch besser.

Old-School Prügelei

In meinem Absolum Testbericht hatte ich noch geschrieben, wie sehr mich das Beat’Em Up Gameplay überraschen konnte. Streets of Rage 4 holt mich da ein wenig wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

Die Basics sind weiterhin spaßig. Massenhaft Gegner verprügeln, greifen, werfen und Spezialangriffe auslösen. Das alles funktioniert und kann wirklich Spaß machen. Es ist aber definitiv nicht hilfreich, dass ich direkt nach Absolum zu Streets of Rage 4 gewandert bin. Man merkt sofort, wie sich die Formel weiterentwickeln konnte. Denn Streets of Rage 4 wirkt im direkten Vergleich schnell limitiert und ehrlich gesagt altbacken.


Wo Absolum noch viel mehr Möglichkeiten für verschiedene Spielstile bieten konnte, ist der Rahmen hier deutlich enger gesteckt. Ich tue mich zum Beispiel sehr schwer damit Schaden zu vermeiden. Es gibt keine Konter oder Ausweichbewegungen. Das macht die Kämpfe starrer und ich hatte im Endeffekt deutlich weniger Spaß mit Streets of Rage 4 als mit Absolum.

Die Spieldauer fällt auch ziemlich kurz aus. Ja, man kann alles nochmal mit den anderen Charakteren spielen, andere Schwierigkeitsgrade ausprobieren oder den Highscore im Arcade-Modus in die Höhe treiben. Aber weder die Spielwelt noch das Gameplay haben bei mir genug Sogwirkung entfalten können.

Fazit

Ist es fair, dass ich Streets of Rage 4 direkt nach Absolum bewerte? Immerhin liegen zwischen den beiden Spielen einige Jahre der Weiterentwicklung. Absolum ist definitiv das bessere Spiel. Im direkten Vergleich wirkt Streets of Rage 4 aus der Zeit gefallen und einfach angestaubt. Ist es deshalb ein schlechtes Spiel? Auf gar keinen Fall! Gerade die Präsentation ist fantastisch, die Beat’Em Up Basics weiterhin toll umgesetzt und auch der Umfang kann (wenn es klick) überzeugen. Machen wir es kurz: Genre-Fans haben es sowieso gespielt und allen anderen rate ich lieber zu Absolum.

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